Bescheiden die Bilanz der Leseranwaltschaft nach ihrem ersten halben Jahr. "Nur eine Handvoll Fälle" wurden herangetragen, sagt Wolfgang Mayr, einer der Leseranwälte. "Ich wünschte, die Leseranwaltschaft hätte mehr Power", seufzte Oscar Bronner: "Toll ist uns das nicht gelungen." Der STANDARD-Herausgeber moderierte eine Enquete des Zeitungsverbandes zur Selbstkontrolle der Printbranche.

Beim Seufzen bleibt es nicht: STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid versucht, auch Vertreter der Journalistengewerkschaft an den Tisch zu bringen. Ziel: ein neues Gremium zur Selbstkontrolle mit Sanktionsmöglichkeiten. Die fehlen der Leseranwaltschaft. Für Mayr ein "schwerer Geburtsfehler" dieser Servicestelle.

Bronner rät zu einem Organ losgelöst auch vom Zeitungsverband, der den Leserbeirat finanziert. Der Verband müsse auf Mitglieder Rücksicht nehmen. Auf die ablehnende "Krone" möge man beim Neustart nicht warten: "Sie setzt schon zuviele Standards im Land".

Selbstkontrolle der Branche mahnte Föderl für Aktien besitzende Finanzjournalisten ein. Ohne die müssten Richter und Finanzmarktaufsicht die EU-Regeln dafür durchsetzen. Bronner: "Ich habe das Gefühl, da ist Feuer am Dach." (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 15.11.2007)