Aufgetaucht, um einkassiert zu werden: Denis und Safete Zeqaj bei der Grünen-Pressekonferenz am Mittwoch. Eine Stunde später saß Safete schon im Schubgefängnis.

Foto: STANDARD/ Matthias Cremer
Vormittags mit Hoffnungen aus der Illegalität aufgetaucht, mittags verhaftet, abends in Schubhaft überstellt. Die Kosovarin Safete Zeqaj, die samt Söhnen am Mittwoch nach sieben Wochen Illegalität auftauchte, wurde nur wenige Minuten später festgenommen. Die Behörden bleiben hart. Die Frau hat erneut Asyl beantragt.

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Wien – Die Fremdenpolizei griff unmittelbar nach Ende der Pressekonferenz im Grünen Raum des niederösterreichischen Landhauses in Wien zu. Männer und Frauen in Zivil, erst vereinzelt, dann konzertiert als Gruppe, hielten in der engen Bankgasse Schritt mit der angsterfüllten, dunkelhaarigen Frau. Sie holten sie ein, umkreisten sie. "Heißen Sie Safete Zeqaj? Ja? Dann kommen Sie mit."

Eine halbe Stunde später saß die 39-Jährige in einer Aufnahmezelle des Polizeigefangenenhauses am Hernalser Gürtel. Sechs Stunden später wurde sie in die Schubhaft überstellt, um vielleicht schon in den kommenden Tagen in den Kosovo ausgeflogen zu werden: Eine Situation, der sie sieben Wochen lang zu entkommen versucht und daher mit ihren Söhnen Haxhi (12) und Denis (16) im Untergrund gelebt hatte. In fremden Wohnungen, ohne Job und eigenes Geld, aber dafür in permanenter Furcht.

Anspannung war nicht auszuhalten

Diese Anspannung habe sie "einfach nicht mehr aushalten können", hatte Safete Zeqaj dem Standard noch kurz vor ihrer Festnahme erzählt. Vor allem dem zwölfjährigen Haxhi sei so ein Leben nicht länger zuzumuten: "Wir haben ihm zweimal die Haare umfärben müssen, sonst wäre er vor lauter Angst, erkannt zu werden, nicht einmal zum Luftschnappen vor die Tür gegangen", schilderte sie.

Hoffen auf Chance

Vielleicht gäben ihr die Behörden in Österreich doch eine Chance, hoffte die Frau zu diesem Zeitpunkt noch. In den Kosovo zurück, wo ihr gewalttätiger Ehemann ihrer harrt (siehe Chronologie), werde sie nicht gehen: "Dann kann ich mich und die Kinder gleich erschießen." Weil sie sich von dem Mann und seiner Familie im alten Heimatland mit dem Tod bedroht fühlt, hat Safete Zeqaj Mittwochabend einen neuerlichen Asylantrag gestellt – für sich und ihre beiden Söhne.

Diese leben jetzt beide ohne Mutter als U-Boote irgendwo in Wien. Denis, der an der Pressekonferenz teilgenommen hatte, war nur durch antrainierte Vorsicht seiner Festnahme entgangen: Er hatte sich direkt vor dem Landhaus von Safete getrennt. Dass die Söhne durch die Festnahme ihrer Mutter in Österreich auf sich allein gestellt sind, widerspricht laut dem Wiener Anwalt und Leiter einer Kommission des Menschenrechtsbeirates, Georg Bürstmayr, "eindeutig dem Recht auf Familienleben laut Menschenrechtskonvention".

Leumundszeugnis

Bei den niederösterreichischen Grünen, die das Auftauchen der Zeqajs medial auf die Reihe gebracht hatten, wechselte die Stimmung nach der Verhaftung der Mutter zwischen Ungläubigkeit und Empörung. Ursprünglich war geplant gewesen, mit Safete und Denis Zeqaj auf die Bezirkshauptmannschaft Scheibbs zu fahren, um dort deren Leumundszeugnis abzuholen. Dieses sollte anschließend zu Landeshauptmann Erwin Pröll gebracht werden, mit Ersuchen nach einer "Patenschaft" für die drei unbescholtenen Kosovaren. Pröll trat an diesen Vorschlag nicht heran, sondern wiederholte, dass der humanitäre Aufenthalt einst "aus gewichtigen Gründen" abgelehnt worden sei. Welche das waren, sagte er nicht.

Platter lobt Festnahme

Innenminister Günther Platter bezeichnete die Festnahme als "selbstverständlich". Jeder müsse damit rechnen, aufgegriffen zu werden, wenn er sich einer Abschiebung entziehe. Grünen-Landesgeschäftsführer Thomas Huber und Anwalt Wilfried Embacher konnten bei Gesprächen keine Abkehr von diesem harten Kurs erzielen. Die Abschiebung Safete Zeqajs kann jederzeit erfolgen. (Irene Brickner/DER STANDARD Printausgabe 15.11.2007)