Der Fall der Zeqajs ist nicht weniger tragisch als jener der Zogajs: Auch hier lässt das Fremdenrecht zu (oder begünstigt vielmehr, wie Kritiker sagen), dass eine Familie auseinandergerissen wird, dass Menschen unendlich leiden müssen und ihre Existenz mir nichts, dir nichts zerstört wird. Mehr noch: Die Lage der Safete Zeqaj ist umso tragischer, als sie im Kosovo ein gewalttätiger Ehemann erwartet. Und es ist ein mehr als skurriler Seitenaspekt, dass der Mann nicht etwa deshalb abgeschoben wurde, weil er seine Frau verprügelte – sondern weil er eine Verkehrsübertretung begangen hatte. Keine Frage: Das gesamte österreichische Fremdenrecht gehört repariert, und zwar so schnell wie möglich.

Der zweite Aspekt ist freilich die Frage der Instrumentalisierung der Opfer. Nicht nur beim Ungenacher Pfarrer Friedl, der der jungen Arigona geholfen hat, bleibt ein schaler Nachgeschmack, weil er dahinter kam, dass ihn die ÖVP als „Mittelsmann“ missbrauchte, um Kontakt zu dem untergetauchten Teenager aufzunehmen. Auch im Fall Zeqaj fühlt man sich abgestoßen davon, wie hier, im Namen der allgemeinen Gerechtigkeit, ein höchst individuelles Opfer vorgeführt wurde – in diesem Fall von den Grünen. Der „Erfolg“ ließ nicht lange auf sich warten: Die Fremdenpolizei verhaftete Safete Zeqaj quasi von der Pressekonferenz weg. Die Grünen nutzten den (erwartbaren) Zwischenfall, um sich moralisch zu echauffieren – und auch alle anderen Parteien haben nun etwas, über das sich, pünktlich zum anspringenden niederösterreichischen Wahlkampf, prächtig Profil gewinnen lässt.

Nur Safete Zeqaj hat nichts davon. Sie sitzt in Schubhaft, und ihre minderjährigen Söhne haben nun nicht einmal mehr ihre Mutter. Daran hat offenbar keiner gedacht – Hauptsache, man wähnt sich moralisch und politisch auf der „richtigen“ Seite. (Petra Stuiber/DER STANDARD, Printausgabe, 15.11.2007)