Zur Person
Ken Feltman ist Republikaner, Lobbyist und Berater von Giuliani. Früher beriet er u.a. George W. Bush.

Foto: STANDARD/R. Hendrich
Ken Feltman, Berater des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Giuliani, glaubt nicht an einen US-Angriff auf den Iran – dafür aber an Hillary Clinton, wie er Julia Raabe erzählte.

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STANDARD: Rudy Giuliani nimmt dem Iran gegenüber eine harte Haltung ein, sein Berater Podhoretz forderte Luftschläge. Wird er als US-Präsident den Iran bombardieren?

Feltman: Nein (lacht). Wir als Land sind nicht sehr gut darin, in kleine Länder einzumarschieren – warum sollten wir gut darin sein, in große Länder einzumarschieren? Wir haben ein und denselben Sumpf gesehen, in Vietnam und jetzt im Irak. Abgesehen davon: Wir würden eine Bevölkerung vor den Kopf stoßen, die pro-amerikanisch zu sein scheint. Manchmal werde ich gefragt, ob Bush den Iran bombardieren wird. Nein. Weil er (vom Kongress) seines Amtes enthoben werden würde, er würde abgeschossen werden.

STANDARD: Aber Giulianis Aussagen zum Iran sind aggressiv.

Feltman: Da wendet er sich an einen Teil der US-Bevölkerung, die sagen, wir können niemand anderem erlauben, die (Atom-)Bombe zu kriegen. Aber schauen Sie in die Nähe: Wir haben Bomben in Pakistan, (Oppositionsführerin Benazir) Bhutto wird höchstwahrscheinlich die Macht übernehmen, sie wird eine Regierung haben, die Nuklearwaffen kontrolliert. Ihre Regierungen in der Vergangenheit waren chaotisch. Wäre ich Indien, bliebe mir der Atem stehen vor Sorge. Wäre ich Israel, hätte ich größte Sorge.

STANDARD: Also nur Wahlkampfgetöse?

Feltman: Ja! Eines Tages wird jemand eine Atombombe benutzen. Aber ich glaube nicht, dass es die USA und der Iran sein werden. Eher Pakistan und Indien oder Israel und der Iran. Wenn man sich Giulianis Vergangenheit anschaut, sieht man, dass er ein Verhandler ist – aber ein sehr harter. Giuliani würde wahrscheinlich sagen, es wäre ideal, wenn wir verhindern könnten, dass der Iran die Bombe bekommt. Aber wenn sie die Bombe haben, müssen wir verhandeln.

STANDARD: Zum Wahlkampf: In Sozialfragen sind viele Republikaner nicht der Meinung von Giuliani. Ist er zu wenig konservativ?

Feltman: Nein. Ich merke, dass die Republikaner in sozialen Angelegenheiten moderater werden. Beim Parteitag 2004 gab es Empfänge von Abtreibungsbefürwortern, die von Abtreibungsgegnern besucht wurden. Das wäre in den 1990-ern undenkbar gewesen. Wir haben Leute gefragt, für die Abtreibung die wichtigste Frage ist, die Gegner sind: ‚Werden Sie für Giuliani stimmen?‘ Sie haben gesagt: ‚Ja – weil er gewinnen kann.‘ Ich glaube, er wird (die Nominierung) bekommen. Die Republikaner wollen gewinnen.

STANDARD: Wer wäre Lieblingsgegner bei den Demokraten?

Feltman: Das ist entschieden: Es wird Hillary Clinton sein. Wenn sie nicht gewinnt, ist das ihre Schuld. Und zwar nicht nur bei der Nominierung – sondern auch bei den Wahlen. Wenn sie das (die Nominierung) hat, wird es sehr schwer sein, sie zu stoppen.

STANDARD: Sagen Sie, dass Hillary Clinton wahrscheinlich die nächste Präsidentin ist?

Feltman: Ja. Es ist eine Wahl, bei der es um Veränderung geht. Die Republikaner haben sich nicht verändert, die Demokraten schon. (DER STANDARD, Printausgabe, 15.11.2007)