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Der Streit mit der Hamas ist eine "interne Angelegenheit", sagt der palästinensische Diplomat Abed Rabbo.

Foto: REUTERS/Sebastian Derungs
STANDARD: Könnte das Nahost-Treffen zwischen Palästinensern und Israelis tatsächlich Frieden bringen?

Abed Rabbo: Die Konferenz selbst ist nicht der Ort, um die Lösungen zu finden. Wir wollen, dass das Treffen zu ernsthaften und substanziellen Verhandlungen führt. Wir wollen, dass auf der Konferenz ein von uns mit den Israelis vorbereitetes und mithilfe der Amerikaner ausgearbeitetes Dokument angenommen wird, das die Bedingungen für eine Lösung des Nahostkonfliktes beinhaltet. Das Papier soll einen Zeitplan enthalten, damit wir innerhalb von sechs Monaten zu einem Friedensabkommen gelangen, das alle strittigen Punkte - Grenzen, heilige Stätten, Flüchtlinge, Jerusalem, Wasser und natürlich Sicherheit - beinhaltet. Wenn die Tagung scheitert, beschuldige ich die extremistischen, rechtsgerichteten Kräfte in Israel.

STANDARD: Welchen Grund sollte Israel haben, jetzt Kompromisse einzugehen? Die Palästinenser sind gespalten, die Fatah regiert im Westjordanland, die Hamas im Gazastreifen.

Abed Rabbo: Ich denke nicht, dass wir schwach sind. Wenn die Israelis die Kontrolle der Hamas über den Gazastreifen als Ausrede nutzen, um sich nicht vorwärtszubewegen, helfen sie der Hamas. Dann spielen sie das Spiel der Hamas. Was Rabin einst gesagt hat, stimmt heute noch: "Wir sollten für den Frieden arbeiten, als ob es keinen Terror gibt. Und den Terror bekämpfen, als ob es keinen Frieden gibt."

Das sollte die Richtlinie der Israelis sein. Ziel der Hamas und ihrer Verbündeten - wie der Iraner - ist es, den Prozess zu stoppen. Deswegen finanziert der Iran auch eine Konferenz in Damaskus, die zur selben Zeit stattfinden soll wie die in Annapolis. Sie wollen dabei alle extremistischen Kräfte wie Hamas und Hisbollah einbinden.

STANDARD: Wenn es eine Vereinbarung gibt, was geschieht mit dem Gazastreifen, über den die Fatah keine Kontrolle hat?

Abed Rabbo: Gaza ist ein Teil des palästinensischen Territoriums. Das ist eine interne Angelegenheit. Gaza ist ein kleiner Platz. Die Mehrheit des Landes, das wir wollen, ist im Westjordanland. Das Westjordanland repräsentiert 95 Prozent der palästinensischen Gebiete, die 1967 besetzt wurden. Hier sind die wichtigsten Streitpunkte. Also sollte niemand die Situation in Gaza benutzen, um eine Einigung zu verhindern.

STANDARD: Also wollen Sie den Gazastreifen in eine Vereinbarung miteinbeziehen. Die Hamas wird das aber nicht akzeptieren.

Abed Rabbo: Ja. Wenn Sie warten, bis die Hamas vernünftig wird, warten Sie lange. Wir haben nicht auf alle Fragen Antworten. Aber wir brauchen Antworten von den Israelis. Die Umsetzung der Roadmap (dem vom Nahost-Quartett ausgearbeiteten Friedensplan, Anm.) muss beginnen, indem Israel den Siedlungsbau beendet, die Außenposten wegschafft. Diese Dinge müssen geschehen, ohne sie überhaupt mit den Gesprächen über den endgültigen Status zusammenzubringen.

Sehen Sie, die größten Hürden kommen nicht von der Hamas. Sie kommen von dem fehlenden Vertrauen unserer Menschen in die Verhandlungen. Wir haben so viele Vereinbarungen, nichts wurde umgesetzt. Im Gegenteil: Alles, was umgesetzt wurde, diente dazu, die Vereinbarungen zu unterlaufen.

STANDARD: Was passiert, wenn es keine Einigung gibt?

Abed Rabbo: Ich mag keine hypothetischen Fragen. Wenn nichts herauskommt - Gott bewahre! -, werden wir sehen, wie wir damit fertigwerden. (DER STANDARD, Printausgabe, 15.11.2007)