Ihr aktuelles Video zum Stück "Mirador" wurde auf YouTube bis dato über 500.000 Mal angeklickt. Wahrscheinlich auch, weil die freundlich-fröhliche, retrofuturistisch tönende Paraphrase auf halluzinogene Ausflugsfahrten mit Sergeant Pepper im gelben Unterseeboot hin zu einer etwas links hinten von unserer Welt aus gesehenen Kleinhirnwelt in Kombination mit närrisch machenden Schwammerln und M. C. Escher und seinen sich architektonisch nicht ganz ausgehenden Treppen so zeitlos und offensichtlich unwiderstehlich wirkt. Wer traut sich über diese Themenvorgaben heute schon noch drüber - wenn dann nicht entsprechend dazu musikalische Vorgaben der längst pflichtgemäßen Grenzlandforschung hinsichtlich "gebrochener Rhythmen" oder verweigerter "Akkordprogressionen" in das Gesamtensemble eingebaut werden?
Das aus mindestens fünf, meistens aber mehr als zwei Hand voll zuarbeitenden Musikern bestehende dänische Ensemble Efterklang aus Kopenhagen versucht, nach seinem aus 2004 stammenden Debüt Tripper und einigen anschließenden EPs nun auf dem zweiten vorliegenden Studioalbum Parades zudem noch andere Fallen einzubauen. Die beruhen vorwiegend auf einem künstlerischen Grundsatz: Das etwaige Alleinstellungsmerkmal dieses Kollektivs fußt nicht nur auf Annexion, Entführung und Verfremdung bekannter psychedelischer Muster aus lange untergegangenen Zeiten.
Psychedelia, kombiniert mit einfachen harmonischen Grundmustern, denen allen ein zutiefst nach Einfachheit und Klarheit strebendes Ringen um den puren Dreiklang zu Eigen ist, lässt sich gerade von den mittleren 80er-Jahren herauf bis heute anhand wegweisender Ensembles wie Spacemen 3 und Nachfolgegruppen wie The Slowdive, Main und im speziellen Fall Jason Pierce' Spiritualized nachverfolgen und hören. Wenn man bereit ist, das Ganze durch das Schaffen des in der kalten, christlichen Ritualmusik beheimateten C-Dur-Akkord-Liebhabers Arvo Pärt und verhuschte Drogensounds aus der Canterbury-Schule Großbritanniens der späten 60er- und frühen 70er-Jahre zu brechen.
Damit erreichen Efterklang auf Parades eine selten gehörte Verbindung von weite Räume aufreißenden Orchester- und Chorsounds, pastoraler Schlichtheit von imaginären Volksliedern und nahe am Beiläufigen angesiedelten Pop-Strukturen. Der oft zart dissonant angelegte Bläsersatz ersetzt dabei sonst im Genre verwendete Gitarren- oder Keyboardspuren. Das Schlagzeug verweigert gängige Ruppigkeit im Viervierteltakt. Folgerichtigkeit wird allein über die ineinander kunstvoll verschachtelten Gesangsbeiträge erzielt.
Glückselig-trunken, gefangen im kollektiven Spiel, ergeben sich Efterklang so einer Form offenen Songwritings zwischen Banalität und Eindringlichkeit, die schlussendlich in Stücken wie Frida Found A Friend heruntergebrochen wird auf die Dringlichkeit sich nicht vor Eingängigkeit scheuender und kurz auch tüchtig anschiebender post-rockistischer Emotionalität. Die will nur eines. Zwischen Formwille und Verdringlichung scheinbar einfachster Zusammenhänge entsteht so eine weite, einem gemischten Chorsatz vertrauende Nähe zum Hörer, die nur selten in den reinen Kitsch hinüberschmiert.