Linz - An einer Konfrontation mit Justitia sind jetzt die Organisatoren des "Festivals der Regionen" haarscharf vorbeigeschrammt. Die heurige Veranstaltungsreihe erwies sich nämlich in einem Programmpunkt als eher unerwünscht nachhaltig und weckte insbesondere das Interesse der Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf. Dort ortete man bei der Durchführung des Projekts "Fensterkreuz" eine Verwaltungsübertretung. Ein entsprechendes Verfahren wurde aber jetzt eingestellt.

Das Festival der Regionen im Juni und Juli hatte heuer den Titel "Fluchtwege und Sackgassen" und beschäftigte sich mit der Vergangenheitsbewältigung, der Gegenwart und Zukunftsvisionen. Schauplatz war das Kremstal. Der Drechsler- und Bildhauermeister Werner Rumplmayr aus Windischgarsten entrollte am 23. Juni zusammen mit weiteren Bürgern seiner Gemeinde für zwei Stunden eine überdimensionale Plane in Form eines Sprossenfensters in der sogenannten "Nockplatte" im Nationalpark Kalkalpen. Er wollte damit an eine - an dieser Stelle noch immer in Spuren sichtbare - Hakenkreuzbemalung von 1933 erinnern. Da das Hakenkreuz damals nicht abwaschbar war, wurde es im Auftrag der Behörden übermalt und dabei zu einem harmlosen Sprossenfenster verändert.

Gestörte Vögel

Rumplmayr wollte mit seiner Aktion auch auf den Umstand reagieren, dass der ursprüngliche Plan, das Fensterkreuz mit Kalk für die Dauer des Festivals wieder sichtbar zu machen, durch den Einspruch der Nationalparkverwaltung verhindert worden sei. Und die Antwort auf die Provokation folgte umgehend: "Sie haben am 23. 6. 2007 an der Nockplatte im Sensengebirge ein 9x9 Meter großes Sprossenfenster mit Stoffbahnen markiert und dadurch das Landschaftsbild beeinträchtigt ..."

Dieses Schreiben der Bezirkshauptmannschaft flatterte Werner Rumplmayr unmittelbar nach dem "Fensterln" im Sensengebirge ins Haus. Die Nationalparkverwaltung rechtfertigte die Anzeige vor allem damit, dass es neben der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes ferner zu einer "massiven Beunruhigung im Bereich der Felswand" und damit zu einer Störung der "felsbrütenden Vögel in diesem Bereich" komme.

Festival-Leiter Martin Fritz zeigt sich erleichtert: "Wir freuen uns sehr über diese Entscheidung. Werner Rumplmayrs Ausstellung zählte zu den Highlights des diesjährigen Festivals. Die Aktion verdient Respekt und Anerkennung und nicht rechtliche Verfolgung." Die Nationalparkverwaltung sollte sich der Geschichte der Landschaft in allen Facetten stellen, fordert der Festival-Leiter. (mro/ DER STANDARD Printausgabe )