Brasilia - Der UN-Sonderberichterstatter Philip Alston hat die Polizeigewalt
in Brasilien scharf kritisiert. Wenn in brasilianischen
Polizeiberichten regelmäßig davon die Rede sei, Beamte hätten in
Notwehr geschossen und getötet, werde damit häufig nur verschleiert,
dass es sich in Wirklichkeit um "außergerichtliche Hinrichtungen"
handelte, sagte Alston am Mittwoch auf einer
Pressekonferenz in Brasilia.
Die Polizei in Rio de Janeiro habe allein in den ersten sechs
Monaten des Jahres 694 Tötungen als "Notwehraktionen mit Todesfolge"
bezeichnet, führte Alston aus. Die Folgen solcher Formulierungen sei,
dass die verantwortlichen Polizeibeamten fast immer straflos blieben.
Dabei müsse jeder einzelne Fall darauf untersucht werden, ob es sich
möglicherweise um Mord handelte.
Besserer Zeugenschutz und Reformen
des Justizsystems empfohlen
Während seines elftägigen Besuchs in Brasilien hielt sich der
australische Sonderberichterstatter auf Einladung der brasilianischen
Regierung in den Bundestaaten Sao Paulo, Pernambuco und Rio de
Janeiro auf. Dabei sprach er mit Regierungsvertretern, Polizeichefs
und Angehörigen von Opfern der Polizeigewalt. Einen abschließenden
Bericht kündigte Alston für März an. Darin will er nach eigenen
Angaben umfassende Ermittlungen, besseren Zeugenschutz und Reformen
des Justizsystems empfehlen. (APA)