Screenshot: derStandard.at
Irgendwie sind Familien im Internetzeitalter uncool geworden, zumindest im deutschen Sprachraum. Der Hype sind soziale Netzwerke wie MySpace und Facebook , oder die deutschsprachigen Cousins Xing und studiVZ . Motto: An einem langen Surfabend Zillionen neuer Freunde gewinnen.

Für Familien

Dabei sind viele der neuen Web-2.0-Anwendungen wie gemacht für Familien - natürlich nicht nur für Trauschein-Taufschein-Gemeinschaften, sondern Patchworks aller Art, die über einen Haushalt hinausgehen und die nicht mehr vollständig beim Frühstück oder Abendessen zusammensitzen, um die neuesten Familiennachrichten abzutratschen.

2.0-Makeover

MyFamily.com ist eine dieser Handvoll US-Websites, die es seit einem Jahrzehnt gibt und die sich jetzt ein 2.0-Makeover verpasst hat. Hier können Bilder und Videos hinterlegt und kommentiert werden, Neuigkeiten und Belanglosigkeiten erzählt werden, ein gemeinsamer Kalender und Diskussionen geführt oder Familien-Stammbäume angelegt werden.

Services

Dafür bietet MyFamily.com, anders als soziale Netzwerke, Blogs oder Fotodienste, ein geräumiges privates Wohnzimmer: Das erste Familienmitglied, das sich anmeldet, ist automatisch "Administrator" des gemeinsamen Onlineraums, lädt andere ein und übernimmt ein bisschen die Rolle des Hausmeisters - was sich natürlich auch an andere delegieren lässt. Die Bedienung ist so einfach, dass auch onlineaffine 30-Jährige ihren Oldies im fortgeschrittenen Alter die Benutzung vermitteln können, falls nicht ohnehin die Oldies die Initiative ergreifen.

Einfache Bedienung

Schwer ist es nicht, vorausgesetzt man lässt sich von der ausschließlich englischsprachigen Benutzerführung nicht abhalten. Einige nette Features, z. B. die Möglichkeit über Telefonanruf Kommentare zu Bildern oder Fotoshows abzugeben, oder Online-Fotoausarbeitungen, funktionieren nur in den USA. Die 2.0-Version ist noch im Betastadium und mit einigen Bugs behaftet.

Belohnung

Wer sich die Mühe macht, dieses soziale Netzwerk zusammenzuhalten, wird dafür eines Tages mit einer reichhaltigen Sammlung gemeinsamer Familiengeschichte belohnt - die Dinge, die meist nach dem Tod von Groß- oder Urgroßeltern in irgendwelchen Schachteln verkommen und nur noch lückenhaft an die Enkelkinder und deren Freundinnen und Freunde weitergegeben werden.

Deutschsprachiger Raum

Gut möglich, dass der Zündfunke dieser Kategorie von Onlinedienst (soweit man schon von einer Kategorie sprechen kann) in den deutschsprachigen Raum überschlägt. PaulsMama.de bietet die meisten der Funktionen von MyFamily.com und zusätzlich eine Art Übergang zu größeren sozialen Netzen: Inhalte können auch öffentlich zugänglich gemacht werden. (Helmut Spudich/DER STANDARD, Printausgabe 15.11.2007)