In der Debatte ergab sich die seltene Konstellation, dass die USA mit dem Iran und Syrien in einem Lager waren. Der US-Vertreter Robert Hagan sagte, das Völkerrecht sehe ein Verbot der Todesstrafe nicht vor. Die US-Delegation brachte einen Änderungsantrag ein, der den Schutz des Lebens von ungeborenen Kindern forderte. Dieser Antrag wurde ebenso abgelehnt wie andere Änderungsanträge.
Die Debatte riss tiefe Gräben zwischen Gegnern und Befürwortern auf. Einige Länder warfen der EU vor, sie wolle allen anderen ihre Moralvorstellungen aufzwingen. "Es ist schon seltsam, dass wir wieder gesagt bekommen, es gebe nur eine richtige Meinung, und unsere sei falsch", sagte Singapurs UNO-Botschafter Vanu Gopala Menon.
Hoffnung auf Mehrheit
Die Resolution war von der Europäischen Union und 60 weiteren Staaten eingebracht worden. Der italienische UNO-Botschafter Marcello Spatafora äußerte die Hoffnung, dass die Entschließung nun auch im Plenum der Vollversammlung eine Mehrheit finden werde. Eine Abstimmung könnte laut Diplomaten Anfang Dezember stattfinden. Die Beschlüsse der UNO-Vollversammlung sind zwar nicht bindend, haben aber moralisches Gewicht.
Die europäischen Länder sowie zahlreiche Menschenrechts-Organisationen hatten zunächst gefordert, die Todesstrafe ganz abzuschaffen. Um eine Mehrheit für das Anliegen zu finden, wurde der Text jedoch mehrfach verwässert. Gleichwohl zeigten sich europäische Diplomaten zufrieden mit dem Ergebnis.
amnesty international (ai) sprach von einem "wachsenden internationalen Trend zur weltweiten Abschaffung der Todesstrafe". Nach Angaben der Organisation werden mehr als 90 Prozent der Todesstrafen in sechs Ländern vollstreckt: in China, im Iran, im Irak, in Pakistan, im Sudan und in den USA. Die Zahl der weltweit registrierten Hinrichtungen ging im vergangenen Jahr von 2.148 auf 1.591 zurück. In 130 Staaten ist die Todesstrafe abgeschafft, darunter in allen 27 EU-Staaten.
Vollstreckung gestoppt