Brüssel - Die längste Regierungsbildung in der belgischen Geschichte steht vor neuen Schwierigkeiten. Politiker aus dem französischsprachigen Landesteil reagierten am Donnerstag entsetzt auf die Entscheidung des flämischen Innenministers Marino Keulen, drei Bürgermeister von Gemeinden im Brüsseler Umland die Ernennung zu verweigern. Dies belastet die Suche nach einer Koalition, für die Parteien aus beiden Landesteilen gebraucht werden. Belgien war am Donnerstag seit 158 Tagen ohne mehrheitsfähige Regierung.

Wahlaufrufe

Flanderns Innenminister verweigerte den Bürgermeistern ihre Ernennung, weil sie Wahlaufrufe an frankophone Bürger in französischer Sprache versandt hatten. Weil die betroffenen Gemeinden Kraainem, Linkebeek und Wezembeek-Oppem offiziell auf flämischem Gebiet liegen, ist das eigentlich nicht vorgesehen.

Die frankophonen Konservativen kritisierten die Entscheidung des Regionalministers als "völlig undemokratisch". Sie sei "ein weiterer Schlag ins Gesicht der Frankophonen", erklärte die Partei, die der flämische Wahlgewinner Yves Leterme zur Bildung einer Koalition aus Christdemokraten und Liberalen braucht. Andere Politiker aus dem französischsprachigen Landesteil äußerten sich ähnlich. Nach einem Vermittlungsversuch von König Albert II. haben die designierten Koalitionäre derzeit eine Verhandlungspause eingelegt. (APA/dpa)