Der österreichische Journalist Martin Leidenfrost ist mit dem von der APA-Austria Presse Agentur und der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) vergebenen Journalistenpreis "Writing for CEE" ausgezeichnet worden. Journalistinnen und Journalisten aus den Staaten Mittelosteuropas (CEE) und Südosteuropas waren auch 2007 wieder eingeladen, sich für den mit 5.000 Euro dotierten Preis zu bewerben.

"Mitteleuropa erfahrbar machen"

In seinen Texten versucht Preisträger Martin Leidenfrost, "Mitteleuropa erfahrbar zu machen". Die im "Spectrum", der Samstagsbeilage der Tageszeitung "Die Presse" zwischen Oktober 2006 und September 2007 erschienenen Artikel "Die Welt hinter Wien" sind ein Jahreszyklus von Porträts, im Stil persönlich gehaltener Feuilletons. Gegenstand der Serie ist der "mitteleuropäische Zentralraum zwischen Alpen und Karpaten, irgendwo um die Städte Wien und Bratislava, Györ und Brünn herum".

Der 1972 in Niederösterreich geborene Autor, der seit drei Jahren im slowakischen Grenzort Devínska Nova Ves - "auf der langsam vernarbenden Naht des Eisernen Vorhangs" - lebt, schreibt Geschichten aus einer Gegend, "die auf vier Staaten, vier Staatssprachen und Dutzende Ethnien verteilt ist". Eine Sammlung seiner Texte wird ab Februar 2008 im Picus-Verlag erscheinen.

Zweiter Platz für Ana-Maria Luca und Janina Dragostinova

Der zweite Platz von "Writing for CEE" ging gleichermaßen an die Rumänin Ana-Maria Luca mit einer Reportage über Emigranten, die ihre Kinder in der Heimat zurück lassen müssen, und - bereits zum zweiten Mal - an die bulgarische Journalistin Janina Dragostinova. Sie liefert eine einfühlsame Bestandsaufnahme der Realitäten in ihrer mittlerweile zum EU-Mitglied gewordenen postkommunistischen Heimat, wobei sie mediale Wahrnehmung in der Mittelpunkt stellt.

Mitteleuropäer verstehen sich immer weniger

Barbara Coudenhove-Kalergi, STANDARD-Kolumnistin und langjährige Osteuropa- Berichterstatterin des ORF, verwies bei der Preisverleihung auf die "paradoxe Situation, dass wir uns 18 Jahre nach der Wende weniger verstehen als vorher". 1989 habe es auf dem Prager Wenzelsplatz geheißen: "Wir wollen zurück nach Europa", und in Österreich habe es eine große Sympathie für die Reformbewegung in der damaligen Tschechoslowakei gegeben. Jedoch: "Unser Bewusstsein hat mit der Entwicklung nicht Schritt gehalten." Das betreffe auch die "Kulturschaffenden und Geistesmenschen", so Coudenhove-Kalergi: "Die kühlen Manager aus der Wirtschaft haben die Chancen schneller erfasst."

Grenzen überwinden

APA-Chefredakteur Michael Lang stellte fest, dass immer noch "Vorurteile überwunden" werden müssten. 2005 sei die Europäische Union wegen der gescheiterten Verfassung in einer Krise gesteckt, heuer würde sie in hoffnungsvoller Weise von zwei Ortsnamen geprägt: "Lissabon", wo der Reformvertrag beschlossen wurde, und "Schengen" als Zeichen, dass es möglich sei, Grenzen zu überwinden. (APA)