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Förderungen und Services sollen das Los der Arbeitslosigkeit verhindern helfen

Foto: APA/dpa/Frank May
"Wertschöpfung durch Wertschätzung", lautet die unternehmerische Weisheit, wenn es darum geht, Firmen zur Beschäftigung von mehr Menschen zu motivieren, die über 50 Jahre alt sind. Umgekehrt heißt aus Sicht der Betroffenen in Würde älter zu werden auch arbeiten zu können. Lebensqualität und wirtschaftlicher Erfolg treffen sich also. Projekte in Wien bemühen sich, die beiden Interessen unter einen Hut zu bringen.

Loyale Arbeitnehmer

"Es ist immer die Rede vom Problem des Älterwerdens, doch jung zu sterben ist auch keine Alternative", kritisiert die Wiener Vizebürgermeisterin Renate Brauner, Stadträtin für Wirtschaft und Finanzen, bei einer Informationsveranstaltung der Stadt Wien und der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien zum Thema. Ihr Appell an die Wirtschaft: Viele Menschen gehen nicht freiwillig in Pension. "Gerade in unserer sich rasch verändernden Gesellschaft sind erfahrene Arbeitskräfte positiv für Unternehmen", ist sie überzeugt. Es habe sich herausgestellt, dass gerade ältere Arbeitnehmer besonders loyal und produktiv sind.

Schlechte Chancen

Die Zahlen zur Arbeitssituation der Generation 50+ hat Alex Juen vom Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff) parat: 28 Prozent der 50- bis 60-Jährigen sind von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen und "sie haben viel schlechtere Chancen als Jüngere überhaupt wieder Arbeit zu bekommen". Diesen hohen Prozentsatz wollen der waff und das AMS mit verschiedenen Angeboten und Förderungen weiter nach unten korrigieren.

Services

Über ein regionales Vermittlungsservice, dem "Personalfinder" bietet der waff Unternehmen eine kostenlose und kompetente Vorauswahl unter den Bewerbern. "Wir inserieren, suchen Personal, führen Interviews und schlagen interessierten Unternehmen Bewerber vor", beschreibt Juen den Ablauf. Der Vorteil für die Firmen: Sie sparen Zeit und Kosten bei der Bewerbersuche, weil ihnen von Vorneherein nur geeignete, Bewerber präsentiert werden.

Mit dem so genannten "Cluster Support Programm" haben die Bewerber die Chance sich gezielt im Vorfeld der Beschäftigung zu qualifizieren, falls sie noch eingearbeitet werden müssen. Für die Firmen fallen in dieser Zeit keine Lohnkosten an, der waff übernimmt maximal 50 Prozent der externen Ausbildungskosten. Das Ziel: Die Arbeitnehmer entsprechen danach genau den Job-Anforderungen. Ein drittes Angebot namens "Flexwork" bietet ebenfalls eine kompetente Personalvorauswahl, die Arbeitnehmer können auf Zeit "getestet" und jederzeit kostenlos vom Unternehmen übernommen werden.

Förderungen

Das AMS bietet Unternehmen Qualifizierungsförderungen ab 45 Jahren bei Frauen und ab 50 Jahren bei Männern an und übernimmt als Eingliederungsbeihilfe individuell unterschiedlich maximal zwei Drittel der Lohnkosten. Für Unternehmen gibt es eine Qualifizierungsberatung und die Erstellung von Bildungsplänen. Außerdem kann eine Flexibilitätsberatung im Bereich Personalmanagement in Anspruch genommen werden, die zum Beispiel auch Diversity Management einschließt.

Erfahrungen aus der Praxis

Einer, der diese Services schon genutzt hat, ist Norbert Küblböck von Küblböck Öko Systems, seine Firma plant technische Gebäudeausrüstung. Er hat insgesamt schon elf ältere Mitarbeiter aufgenommen. "Wir haben hochqualifizierte Techniker gesucht, die aber am derzeitigen Arbeitsmarkt nicht zu bekommen sind", schildert Küblböck den Grund, warum er sich dazu entschlossen hat über 50-Jährigen eine Chance zu geben. Der große Erfahrungsschatz, die Tatsache, dass die Mitarbeiter privat schon "gesettelt" sind und ein großes Verantwortungsgefühl mitbringen sind für ihn die größten Vorteile.

Auch Günter Tmej, hat sich bei der Personalsuche für seine Firma, die Industriefedern aller Art herstellt, nach einigen Pensionsabgängen an den waff gewandt und ist zufrieden: "Flexwork ist für mich ein hervorragender Service, ich bekomme Personal entsprechend unseres Anforderungsprofils."

Gesundheitsfaktor

"Unsere Erfahrungen zeigen, dass viele ältere Arbeitnehmer wirkliche Schätze für Unternehmen sind", zeigt sich Juen erfreut. Die Belegschaft auch gesund zu erhalten, sei wiederum eine Verantwortung der Unternehmen. Denn Potenziale zu halten, zu nützen und zu erhalten, gilt nicht zuletzt auch für die Gesundheit der Arbeitnehmer.

Barabara Haider-Novak vom Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ ) Österreich kennt die Probleme älterer Arbeitnehmer: "Durchschnittlich sechs Jahre vorher kündigt sich bereits ein Antrag auf Arbeitsunfähigkeitspension an." Um das zu verhindern, setzt das Zentrum auf Prävention und berät Arbeitnehmer über 45 Jahre und Arbeitgeber im Fall krankheitsbedingter Arbeitseinschränkungen. Der Erfolg gibt ihm Recht: Von den beratenen Personen zwischen 2005 und 2007 konnten über 60 Prozent ihre Beschäftigung behalten oder sie erhielten einen neuen Arbeitsplatz, weitere elf Prozent gingen im Umschulungen.

"Für den Genesungsprozess ist der Arbeitsalltag immens wichtig", weiß Haider-Novak aus Erfahrung. Wie sich ein Unternehmen einen kranken Mitarbeiter leisten kann? Es kann bei der Pensionsversicherungsanstalt einen Antrag auf Unterstützung stellen, auf innerbetriebliche Umschulungen aber auch in Form eines Lohnkostenzuschusses, der bis zu 70 Prozent der Gesamtlohnkosten betragen kann. Es gibt aber auch Förderungen für einfache Anschaffungen wie spezielle Bürosessel für Menschen mit Rückenbeschwerden. (mat, derStandard.at, 20. November 2007)