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Koons überholt Hirst: Für 23,56 Millionen Dollar wechselte "Hanging Heart" bei Sotheby’s den Besitzer.

Foto: AP /Sotheby's

Post War & Contemporary stockte die Impressionisten-&-Moderne-Kunst-Bilanz um weitere 956,3 Millionen auf.

New York – Schon die Performance der Vertreter der Sparte Impressionist & Modern Art (siehe Bilanz vom 15. November) war beeindruckend, aber da hatte der Markt die Rechnung noch ohne das am stärksten boomende Segment gemacht. In den nachträglich von den Auktionshäusern zelebrierten Zahlenspielen dokumentiert jenes von Christie’s die Stimmung eindrücklich: Im Vergleichszeitraum 2006 bilanzierte man in New York mit 866 Millionen Dollar, wobei die aus der Sammlung Bloch-Bauer stammenden Klimt-Gemälde ein massives Scherflein beigetragen hatten.

2007 nähert man sich nun der Milliardengrenze und notierte nach 57 Weltrekordzuschlägen satte 937,46 Millionen Dollar. Die Vertreter der Sparte Post War & Contemporary trugen hierzu die beachtliche Summe von 470,5 Millionen Dollar bei. Insgesamt fiel der Hammer bei Christie’s 144-mal jenseits der Millionengrenze. Natürlich mag sich das Grand Total von Sotheby’s mit 749,8 Millionen, wozu die Zeitgenossen 418,31 Millionen beitrugen, etwas schwächer ausnehmen, allerdings schaffte man schon beim Auftakt eine massive Verbesserung gegenüber den Resultaten des Vorjahres.

Weltrekordjagd

2006 trug der Evening Sale mit 70 Zuschlägen 125,13 Millionen Dollar ein, 2007 summierten sich nur 65 Besitzerwechsel auf 315,9 Millionen Dollar – das mit Abstand beste Ergebnis einer Auktion bei Sotheby’s, davor lag der Rekord tief in der Chronik des Hauses verborgen, am Höhepunkt des Impressionisten-Hypes 1990 bei 286,2 Millionen Dollar.

Das Besondere an dem aktuellen Ergebnis ist das Preisniveau: 2006 betrug das Volumen der zehn höchsten Zuschläge 60,9 (Sotheby’s) bzw. 136,84 (Christie’s) Millionen Dollar, 2007 beläuft sich dieses auf 172,7 (Sotheby’s) bzw. 177,42 (Christie’s) Millionen. Zurückhaltender als 2006 gab sich der Handel, der im Verhältnis aber deutlich tiefer in die Börsen langen musste.

Francis Bacon und Jeff Koons standen aktuell auf den Einkaufszetteln: In den amerikanischen Handel wechselte Bacons Second Version of Study for Bullfight No 1 für 45,96 Millionen Dollar (Sotheby’s), und Gagosian Gallery holte sich Jeff Koons Diamond Blue (1994–2005) für 11,8 Millionen bei Christie’s und bewilligte anderntags bei Sotheby’s für Hanging Heart (1994–2006) mit 23,56 Millionen Dollar den Rekord für einen lebenden Künstler. Koons hat damit Damien Hirsts Lullaby Spring abgelöst, der für 19,2 Millionen Dollar über Sotheby’s Londoner Niederlassung in anonymen Besitz wechselte.

Aber nicht nur die Großen, auch die mittelständischen Unternehmen profitieren von dem scheinbar ungebrochenen Hype. Der Markt scheint trotz unzähliger Messen nicht satt zu werden: Bei Phillips de Pury durften sich die Experten ebenso über eine deutliche Verbesserung der Ergebnisse gegenüber 2006 erfreuen, als sich zwei Auktionen mit 41,19 Millionen Dollar zu Buche schlugen.

So viel schaffte man am 15. November an einem Abend, konkret 42,31 Millionen Dollar. Zwei weitere Sales später – Willem de Koonings Unitled XVI blieb mit knapp über dem Limit erzielten 5,86 Millionen Dollar der höchste Zuschlag des Hauses – betrug die Wochenbilanz 67,49 Millionen Dollar, was einer Steigerung von fast 64 Prozent gegenüber 2006 entspricht.

Von derlei Profitwachstum kann man hierzulande nur träumen: Kommende Woche offeriert das Dorotheum seine Auswahl an Klassischer Moderne (27. 11.) sowie Zeitgenössischer Kunst (28.11.), die immerhin deutlich internationaler bestückt wurde als zuletzt. Zu den Highlights gehören ein Landschaftsstück von Marc Chagall (280.000–300.000) oder ein liebliches Mädchenporträt von Pierre Bonnard (240.000–260.000 Euro). Bei den Zeitgenossen will man etwa mit Manolo Millares 1958 bei der Biennale Venedig ausgestellten Cuadro 23 (130.000–200.000), Yayoi Kusamas No White O.X. (330.000–500.000) oder Martin Kippenbergers Abendessen im Exil (150.000–200.000) punkten. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.11.2007)