Wien - Eine Grußbotschaft von Arbeiterkammerpräsident Herbert Tumpel in der Wochenzeitung "Zur Zeit" sorgt für Aufregung. Titel der Botschaft: "Die 'Zur Zeit' berichtet auch aus unserer Sicht." "Es kann wohl kaum stimmen, dass der Präsident der Arbeiterkammer die Berichterstattung eines Blattes, das Holocaustleugner bewirbt, 'schätzt' oder dem rechtsextremistischen Zentralorgan 'faire Berichterstattung' konzediert", so der Grüne Abgeordnete Karl Öllinger in einer Aussendung am Donnerstag. Die AK "bedauert" und sprach von einer "routinemäßigen Botschaft".

"Rechtsextremistischen Hetzblatt"

Zum zehnjährigen Jubiläum hat Tumpel in dem Blatt, in dem immer wieder Proponenten der rechten Szene schreiben, gemeint: "Ich schätze es, dass die 'Zur Zeit' auch darüber berichtet, was wir aus Sicht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sagen. Aktuell muss weiter alles gegen die nach wie vor zu hohe Arbeitslosigkeit getan werden - und wenn es neue Arbeitsplätze gibt, müssen dafür vor allem die Jungen ausgebildet und Arbeitsuchende geschult werden. Darüber wünsche ich mir eine faire Berichterstattung."

So harmlos der Text selbst, so heftig Öllingers Reaktion auf die Publikation des AK-Präsidenten im "rechtsextremistischen Hetzblatt". Der Grüne kann es nicht glauben: "'Alles Gute' für ein Blatt, das sich von verurteilten NS-Wiederbetätigern feiern lässt? 'Faire Berichterstattung' eines Mediums, das Besucher einer Holocaustleugner-Konferenz Festreden halten lässt? Das kann doch hoffentlich nur ein 'Fake' sein", hofft der Grüne.

AK "empört"

Um einen "Fake" handelt es sich zwar nicht, die AK zeigte sich aber via Aussendung "empört" darüber, dass in der jüngsten Ausgabe von "Zur Zeit" Tumpel "in die Nähe von revanchistischem oder rechtsradikalen Gedankengut gerückt wird". Man erklärte auch, dass es ein Fehler gewesen sei, die Bitte um eine Stellungnahme in einer Jubiläumsausgabe überhaupt zu beantworten. Diese "routinemäßige Botschaft" gegenüber Medien mit dem Wunsch um eine faire Berichterstattung sei überdies ohne Wissen des Präsidenten abgegeben worden.

Öllinger sieht Tumpel nun in illustrer Gesellschaft mit all jenen in der Jubiläums-Ausgabe, die zumindest indirekt gemeinsame Positionen mit "Zur Zeit" in den Raum gestellt hätten: Etwa mit Günther Rehak, dem ehemaligen Sekretär von Bundeskanzler Bruno Kreisky (S), "der den Weg nach ganz weit Rechtsaußen genommen hat". Für den Grünen wäre solches mit der Position des AK-Präsidenten nicht mehr vereinbar. Rehaks Artikel befindet sich übrigens links von Tumpels Grußbotschaft. Titel: "'Links, aber nicht blöd!'" (APA)