Porzellan-Detail

Foto: Liechtensteinmuseum

Wien - Wie "Feuer und Wasser" seien die beiden Privatsammlungen, die das Liechtenstein Museum präsentiert, kündigte Johann Kräftner am Donnersatag bei der Pressekonferenz an. Die eine, die Sammlung der italienischen Adelsfamilie Borromeo, ist eine über die Jahrhunderte gewachsene, deren ausgewählte Stücke erst zum zweiten Mal den Hauptsitz des Geschlechts, die Isola Bella im Lago Maggiore, verlässt. Die andere, die "Sammlung Cohen" des US-amerikanischen Porzellan-Sammlers Richard Baron Cohen, ist in den letzten 14 Jahren hochgradig diskret entstanden und wird in großer Dichte in der klassizistischen Bibliothek des Hauses gezeigt.

Conte Federico Borromeos Bestreben

Die Exklusivität beider Kollektionen bedurfte nicht vieler Erklärungen. Die "Sammlung Borromeo" wurde im Frühjahr 2007 zum ersten Mal nach Jahrzehnten im Museo Poldi Pezzoli in Mailand der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, nachdem sie kurz vor der Bombardierung des Familienpalastes im Zweiten Weltkrieg auf die Borromäischen Inseln im Lago Maggiore gerettet werden konnte. "Es ist ein Abenteuer für unsere Familie, auf das wir uns mit großer Freude einlassen", betonte Conte Federico Borromeo das Bestreben seines Hauses, die Sammlung und damit auch die Familiengeschichte in die Welt hinauszutragen.

Die Ausstellung, in der deshalb auch das Familienwappen, sowie einige Porträts und Büsten der wichtiger Vertreter des Geschlechts zu sehen sind, präsentiert ausgewählte Renaissance-Gemälde der Mailänder Schule in der Nachfolge Leonardo da Vincis - und macht diese Nachfolge auch für jedermann nachvollziehbar. So sind die Wandtafeln nicht nur mit Erklärungen, sondern auch mit Bildern versehen, an denen die Geschichte der Motive und Techniken verfolgt werden kann. Vor allem in der kostbaren Autographen-Sammlung weckt so manches zarte Gesicht aber auch ganz von selbst Assoziationen. Bernardino Luinis "Susanna und die Alten" etwa, in dem man die "Scapigliata" da Vincis fast auf den ersten Blick zu erkennen glaubt, oder Giovanni Boltraffios "Porträt einer Dame", das einen der Höhepunkte der Mailänder Porträtkunst markiert.

"Schwarzes Loch" am Kunstmarkt

Nicht minder beeindruckt die Bibliothek mit der extensiven Porzellansammlung Cohens, deren Entstehungsgeschichte tatsächlich nicht konträrer sein könnte. Kurator Samule Wittwer erzählte von dem seltsamen "schwarzen Loch" am Kunstmarkt, in das die exklusivsten Porzellan-Stücke aus Wien, Berlin und Sevres ab 1994 auf Nimmerwiedersehen verschwanden - und von seiner Sprachlosigkeit, als er sie in Richard Baron Cohens Haus in Long Island dann alle versammelt aufstöberte. Sein Erstaunen darüber, dass Cohen dann nicht nur bereit war, seine Sammlung auszustellen, sondern auch alle Kosten zu tragen, dürfte nicht geringer gewesen sein.

"Ein Sammler ist eine seltsame Person", meinte Cohen selbst trocken. Für ihn sei es allerdings eine Ehre, nach Berlin nun auch in Wien seine Stücke zu präsentieren. Sein erster Erwerb, mit dem der "Bazillus Porzellan" bei ihm angefangen habe, sei nämlich selbst aus der dem Liechtenstein Museum fast benachbarten Wiener Manufaktur.

Wie man dem "Bazillus Porzellan" verfallen kann, wird beim Gang durch die Bibliothek allerdings verständlich. Die leuchtende Farbenpracht, die Feinheit der Motive, die von Herrscherdarstellungen zu besonders in der Manufaktur von Sevres vorherrschenden "enzyklopädischen Servicen" reichen, auf denen ganze Städte oder "alle Wälder der Erde" abgebildet sind, ziehen gerade in der dichten Aufstellung und dem ausschweifenden Umfang der Sammlung in ihren Bann. Die Beschränkung auf die Zeit zwischen 1800 und 1840 macht Vergleiche zwischen den drei großen Manufakturen möglich, die gerade in dieser Zeit anfingen, regen Austausch von Technik und Motivik zu betreiben, wie Kuratorin Claudia Lehner-Jobst erläuterte.

Die Zusammenführung der beiden so unterschiedlichen Sammlungen wird bis zum Ende der Sonderausstellungen am 11. Februar auch von einem ausführlichen Rahmenprogramm begleitet. Mit seinem prominenten Adelsgeschlecht und dessen Kunstsammlung als Aushängeschild will sich die Region Piemont in Wien bekanntmachen - und setzt dabei auf sein zweites wichtiges Aushängeschild: Die Kulinarik. Trüffel, Wein und die zarte Hügel- und Seenlandschaft Piemonts sind Gegenstand mehrerer Veranstaltungen. Zur Porzellan-Präsentation gibt es Vorträge über Geschichte und Entstehung, sowie Weihnachtsporzellan-Malen für Kinder und Erwachsene. (APA)