Okto-Mediensymposium "Vielfalt ist Mehrwert" am Freitag im Wiener Museumsquartier.

Foto: Okto
STANDAD: Was gibt es auf MTNL zu sehen?

Janssen: Wir senden seit 1984 viermal pro Woche jeweils 30 Minuten in den Großstädten Amsterdam, Rotterdam, Den Haag und Utrecht. Unsere Zielgruppe ist zwischen 15 und 40 Jahre alt. Wir versuchen, jungen Leuten, die nicht im Fernsehen vorkommen, eine Stimme zu geben, und senden viel Musik und Dokumentationen. Wir haben ein Stadtmagazin mit Politik, Kunst und sozialem Leben in Amsterdam.

STANDAD: Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist dafür kein Platz?

Janssen: Die nationalen TV-Stationen haben erst seit einigen Jahren begonnen, interkulturelle Inhalte zu senden, auch weil es das Gesetz vorschreibt, über die multikulturelle Gesellschaft zu berichten und Schauspieler mit Migrationshintergrund einzusetzen. 90 Prozent im nationalen Fernsehen sind trotzdem ausschließlich weiß.

STANDAD: Wie findet die Verbreitung statt?

Janssen: Man kann uns über digitales Fernsehen sehen. MTNL hat keine eigene Lizenz, wir senden über den nationalen Betreiber Salto und treten rein rechtlich als Produzent auf. Das hat mit unserem sehr komplizierten Medienrecht zu tun. Wir haben keine Möglichkeit, technische Reichweiten zu ermitteln, aber wir wissen, dass 50 Prozent der Niederländer uns kennen. Das ist sehr viel. Wir punkten mit regionaler Stärke.

STANDAD: Wie finanziert sich MTNL?

Janssen: Wir bekommen 3,8 Millionen Euro jährlich. 75 Prozent steuert das Kulturministerium bei, Amsterdam zahlt 14 Prozent, den Rest zahlen Den Haag und Utrecht.

STANDAD: Okto bekommt knapp eine Million.

Janssen: Meine Güte!

STANDAD: Wie viele Mitarbeiter haben Sie?

Janssen: Mit Redakteuren, Produzenten, Administration, PR, Internet und zwei technischen Mitarbeitern kommen wir auf 45 angestellte und etliche freie Mitarbeiter.

STANDAD: Was wollen Sie mit Ihrem Sender bewirken?

Janssen: Farbe geben. Menschen, die im nationalen Fernsehen nicht vorkommen, erhalten bei uns eine Stimme.

STANDAD: Der ORF greift Ideen des Communitysenders Okto kaum auf. Wie ist Ihr Verhältnis zum nationalen TV?

Janssen: Besser. Es gibt Techniker, Journalisten und Moderatoren, die bei uns angefangen haben. Darauf sind wir sehr stolz. RVO überträgt sogar wöchentlich eine von uns produzierte Diskussion. Das nationale Fernsehen zeigt auf seinem Internetportal unsere Sendungen.

STANDAD: Okto will bundesweit senden. Was raten Sie?

Janssen: Ich kenne Okto aus dem Internet. Es ist modern und professionell. Ich glaube, sie brauchen vor allem gutes Lobbying, um mehr Geld aufzutreiben. (Doris Priesching/DER STANDARD/Printausgabe, 16.11.2007)