Wien – Der Begriff "Generationenkonflikt" ist immer noch geprägt von den Problemen, die die Nachkriegsjugend mit dem Autoritätsverständnis ihrer Väter hatte. Wie anders die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern danach geworden sind, thematisieren nun auch Performancekünstler.
Etwa der renommierte deutsche Choreograf Martin Nachbar, 35, dessen jüngste Arbeit Repeater. Tanzstück mit Vater noch bis heute, Freitag, im Wiener "brut"-Konzerthaus zu sehen ist: ein sensibles Duett, das den Begriff der "Reality-Performance" auf eine neue Ebene stellt.
Denn da sind nicht zwei Darsteller, die sich in Rollen versenken, sondern Martin und Klaus Nachbar treten als das auf, was sie sind. Als Tänzer-Sohn und Kaufmanns-Vater (Jahrgang '38) treten sie in die Fiktionsmaschine Theater ein und entwickeln eine wortlose Erzählung aus Situationen und Gesten.
Dass sie sich dabei nicht mit Anekdoten und Erklärungen aufhalten, verleiht der Darstellung eine verallgemeinernde Dringlichkeit, die den Zuschauern Türen in die eigenen Geschichten öffnet. Entspannt und mit Humor entwickeln sie einen gestischen Dialog, der die Verhältnisse der beiden zueinander fühlbar macht. Da ist kein Kampf, kein Insistieren und Rebellieren, sondern eine Qualität der Kommunikation, die eine besondere Nähe auslotet. Welche Qualität diese Nähe hat, wird nicht nur aus dem beiderseitigen Entschluss sichtbar, sich gemeinsam einer Öffentlichkeit auszusetzen, sondern auch darin, dass der Vater sich sogar auf ein Tanzsolo einlässt. Und dieses in Sohnes Händen auch wunderbar ausführt. Das sich so darstellende gegenseitige Vertrauen ist faszinierend.