Laute Stimme für die Kultur am Land: Fritz Messner, Sänger und Texter aus dem Lungau.

Foto: Querschläger
Kultur am Land sei notwendig, um die Heimat nicht "den rechten Deppen" zu überlassen, meint Fritz Messner im Gespräch mit Thomas Neuhold.

Standard: Hauptthema der neuen CD "hoamatwelt" ist die Heimat. Das klingt als Thema wenig sexy. Warum haben die Querschläger trotzdem so großen Erfolg?

Messner: Heimat ist bei uns weiter definiert. Heimat kann auch ein Musikstil, kann auch Popkultur sein. Die Leute spüren sich selber in unseren Beobachtungen. Das Thema Heimat darf man nicht einfach den rechten Deppen überlassen. Sonst gibt man da einen Bereich kampflos her, mit dem man viel bewirken, aber auch viel anstellen kann.

Standard: Merkt ihr Unterschiede zwischen ländlichem und städtischem Publikum?

Messner: Wenn ich nicht wüsste, wo das Publikum ist, würde ich es aufgrund der Reaktion nicht auseinanderkennen.

Standard: Auf "hoamatwelt" gibt es ein Lied über das Dorfsterben und den Wildwuchs an Einkaufszentren. Warum haben die Querschläger die CD dann im größten Einkaufszentrum Salzburgs eingespielt?

Messner: Weil das dort gespielt gehört. Wenn es bei den Querschlägern wirklich etwas Besonderes gibt, dann ist das, dass wir verschiedene Bereiche unter einen Hut bekommen. Mich stört, dass Kulturschaffende oft nur in ihrem angestammten Kulturzentrum spielen – und das für ein Publikum, dass sowieso genauso denkt. Das ist ein Köcheln im eigenen Saft. Unser Lied über den Shopping-City-Aborigene gehört in ein Einkaufszentrum.

Standard: Im urbanen Bereich wird Kultur am Land oft belächelt. Was kann der ländliche Raum für das gesamtösterreichische Kulturleben liefern?

Messner: Wenn du kritische Kultur am Land machst, dann brauchst du ein Rückgrat. Am Land sind die Berge, da kommt das Echo sehr schnell zurück. In der Stadt kannst du in deinem Biotop ja schnell was irrsinnig Kritisches und Innovatives machen. Hätten aber viele in der Stadt das Herz von Kulturveranstaltern am Land, ginge mehr weiter. Am Land sind die Mittel so spärlich, da musst du effizient sein.

Standard: Warum ignoriert die Kulturpolitik die ländlichen Regionen so?

Messner : Die Politik glaubt, dass die Landmenschen ohnehin ihr Wahlverhalten haben, und daher braucht man denen kein Zuckerl geben. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.11.2007)