Wien – Österreich begreift sich als "Kulturnation": Dass selbst Taxler über Vorgänge in Burg und Oper Bescheid wissen, verblüfft Künstler, die zu Gast in Wien sind, immer wieder. Aber die Kulturnation ist weit, weit mehr als nur die international bekannten Bundestheater, Museen, großen Festivals und das reiche (bau-)kulturelle Erbe: Sie ist die Summe aller kulturellen Aktivitäten in allen neun Bundesländern.

Doch es gibt keine gesicherten Zahlen, wie viel die öffentliche Hand für Kunst und Kultur ausgibt. Denn das Problem fängt mit der Definition dessen an, was – angesichts von Ess-, Freikörper- und Streitkultur – zur "Kultur" zu zählen ist. "Kultur" als Gegensatzbegriff zu "Natur" zu sehen würde zu weit führen. Schließlich gibt es (abgesehen vom Rothschild-Urwald) nirgendwo unberührte Natur: Alles ist Kulturlandschaft. In Kärnten zählt daher auch die Anschaffung von Gamsbärten zu den Kulturausgaben des Landes ...

Zudem fördern sehr, sehr viele Körperschaften Kunst und Kultur. Und kaum eine legt ihre Ausgaben offen. Vor zehn Jahren, als der Kunstbericht des Bundes neu gegliedert wurde, tat man sich das Unterfangen einer Schätzung an – und kam für 1996 auf einen Wert von 21,2 Milliarden Schilling (also 1,54 Milliarden Euro). Anders ausgedrückt: Für Kunst und Kultur wurden 1,5 Prozent aller Bruttoausgaben aufgewendet.

Auf den Bund entfielen 40 Prozent der Ausgaben, auf die Länder und Gemeinden (ohne Wien) 24 bzw. 23 Prozent und auf Wien (Land und Gemeinde) 13 Prozent. In Relation zur Bevölkerungszahl gab Wien daher weniger Geld für Kunst und Kultur aus als die übrigen Länder und Gemeinden.

Das Kunst- und Kulturministerium trägt nur den kleinsten Anteil an den Gesamtausgaben bei: Das Budget beträgt heuer 399 Millionen Euro. Und von diesem Betrag fließt nur ein marginaler Anteil in die Aktivitäten in den Ländern. Aber der Bund hat an sich auch keine Verpflichtung zur Förderung. Er ist per Gesetz zuständig für die Bundestheater, die Bundesmuseen, die Nationalbibliothek (alle in Wien), den Denkmalschutz und die Salzburger Festspiele.

Zur Kunstförderung hat er sich zwar freiwillig verpflichtet. In der Regel wird aber nur subventioniert, was von überregionaler Bedeutung ist. (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.11.2007)