Bangkok/Rangun - Kurz nach dem Besuch des UN-Menschenrechtsbeauftragten Paulo Sergio Pinheiro sind in Burma sechs politische Gefangene freigelassen worden. Die fünf Männer und eine Frau durften das berüchtigte Gefängnis Insein in Rangun verlassen, wie ein Anwalt der Opposition am Freitag weiter erklärte. Unter ihnen ist demnach auch ein Student, der 2002 vor Ranguns Rathaus allein protestiert hatte und daraufhin zu 14 Jahren Haft verurteilt worden war. Fünf der Freigelassenen seien Mitglieder der oppositionellen Partei NLD, sagte der Anwalt Aung Thein.

In Bangkok teilte Pinheiro mit, dass er nun genauere Informationen über die Zahl der Menschen habe, die bei der gewaltsamen Niederschlagung der Demonstrationen im September getötet wurden. Er werde in etwa zwei Wochen den Vereinten Nationen (UNO) über die Ergebnisse seiner Reise berichten.

Pinheiro empört über Festnahme weiterer Dissidenten

Pinheiro war erstmals seit vier Jahren wieder in Burma, nachdem ihm die Regierung nach 2003 die Einreise verweigert hatte. Er zeigte sich am Mittwoch empört über die Festnahme weiterer Dissidenten. Er wollte die Opferzahl des brutalen Militäreinsatzes von Ende September ermitteln und das Schicksal von Tausenden von Festgenommenen und Verschwundenen aufklären, sagte er. Als UN-Berichterstatter hatte Pinheiro immer wieder auf die Verschlechterung der Menschenrechtslage in Burma hingewiesen.

"Alles unter Kontrolle"

Die in Burma herrschende Militärjunta sieht die Situation, sechs Wochen nach der brutalen Niederschlagung friedlicher Massenproteste, unterdessen wieder uneingeschränkt unter Kontrolle. "Die Situation ist normal. Wir haben alles total unter Kontrolle", betonte der Vize-Verteidigungsminister Generalmajor Aye Myint am Rande eines Treffens mit Ländern der Südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean in Singapur. Burma sei "stabil" und werde "niemals ausländische Einmischungen zulassen, die die nationale Souveränität gefährden", sagte der General.

China hatte am Mittwoch davor gewarnt, dass internationale Sanktionen Burma in einen "zweiten Irak" verwandeln könnten. Sanktionen würden die Spannungen nur verschärfen. China hatte im UN-Sicherheitsrat eine Verurteilung der Menschenrechtsverstöße verhindert. (AFP, AP, DER STANDARD, Printausgabe 16.11.2007)