Bild nicht mehr verfügbar.

Hickersberger fordert: "Keine Rücksicht in den Zweikämpfen. Ich will aber keinen Engländer verletzt sehen."

Foto:APA/Schlager
Wien/Lindabrunn - Teamchef Josef Hickersberger nützte den Tag vor dem großen Spiel, um "Glaubenssätze", die den Fußball banalisieren, abzuschaffen. Daran sind freilich schon andere Trainer gescheitert, aber der Versuch ist allemal redlich. Hartnäckigkeit ist die Top-Eigenschaft sämtlicher Klischees, da kann nicht einmal der gewöhnliche Fußpilz mithalten. Zu streichen gilt es folgende Sätze, es handelt sich um eine winzige Auswahl: "Wir haben nichts zu verlieren", "Wir können nur gewinnen", "Wir dürfen uns die Schneid nicht abkaufen lassen". Auch über Ziele solle man nicht groß sprechen, wichtiger sei, sie den Gegebenheiten anzupassen. "Steht es 0:2, kann das Ziel nur der Anschlusstreffer sein."

Die österreichische Mannschaft hat Hickersberger während der Vorbereitung in Lindabrunn überzeugt. Er meinte nicht unbedingt die fußballerischen Qualitäten, da dürfe man keine Wunder erwarten, die sind, wie sie waren. Das Tempo in der österreichischen Liga ist niedrig geblieben. Ihn freute das Auftreten der Burschen, ihre Körpersprache, das sogar beim Gang in den Speisesaal erkennbare, neue Selbstbewusstsein. Schuld daran war wohl das 3:2 gegen die Elfenbeinküste, dem ein 1:3 in der Schweiz vorausgegangen war. "Sie haben kalt-warm bekommen. Und sind in dieser kurzen Zeitspanne unabhängig von der öffentlichen Meinung geworden. Sie haben gelernt, dass ausschließlich zählt, was jemand von sich selbst hält." Wobei Hickersberger ein strenger Gegner der Prügelstrafe bleibt. "Ich hätte ihnen die Watschen erspart."

Da man sich vor einem Fußballspiel mit dem Gegner zu beschäftigten hat, erwähnte Hickersberger die Engländer nicht nur nebenbei. Er wies auf deren personelle Probleme hin, Kollege Steve McClaren werde sämtliche angeschlagenen Spieler schonen. "Wenn man fünf Tage später in der EM-Qualifikation gegen Kroatien spielt, wäre alles andere fahrlässig." Um die Zeit nicht zu vergeuden, lehnte Hickersberger Vorträge über die Fähigkeiten von Michael Owen, Steven Gerrard oder Peter Crouch ab. "Die sieht man jede Woche im Fernsehen in der Champions League. England besteht nur aus Schlüsselspielern." Um David Beckham sorgten sich eher die Societyreporter. "Aber auch sein Image ist ein Klischee, er kann Fußball spielen. Und er wird an jeder Straßenecke erkannt."

Tolle Plattform

Österreich wird prinzipiell mit jener Mannschaft antreten, die gegen die Elfenbeinküste bestanden hat. Martin Stranzl sollte in die Innenverteidigung rutschen, sofern sein schmerzender Rücken dies gestattet. Kapitän Andreas Ivanschitz freut sich auf die "tolle Plattform. Wie wollen die Menschen begeistern, dürfen uns die Latte aber nicht zu hoch legen." Torhüter Jürgen Macho ist überzeugt, "dass sich kein Engländer schonen wird. Das widerspricht ihrer Mentalität." Klischee hin, Klischee her, Macho kennt sich aus, er arbeitete einst bei Sunderland und Chelsea.

Wahr ist, dass das Stadion ausverkauft ist (Einlass 19 Uhr). 4500 der 45.500 Zuschauer kommen aus England. Kein Klischee sind 600 Polizisten und 650 Ordner. Echt ist auch der Wetterbericht. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 16.11.2007)