Wien – Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO)hat Fortschritte bei der Aufklärung der Vergangenheit des iranischen Atomprogramms gemacht – trotzdem bleiben wichtige Fragen immer noch ungeklärt, und der Iran setzt sein Programm zur Anreicherung von Uran unvermindert fort, geht aus einem aktuellen Bericht von IAEO-Chef Mohammed ElBaradei hervor. Der Bericht wird mitentscheidend sein für die Frage, ob die fünf Veto-Mächte im Sicherheitsrat und Deutschland im Atomstreit neue Sanktionen verhängen. Unklar ist vor allem, ob China und Russland weitere Strafmaßnahmen mittragen werden.

Laut den IAEO-Inspektoren hat der Iran inzwischen rund 3.000 Zentrifugen zur Urananreicherung in Betrieb. Außerdem testet Teheran nach eigenen Angaben einen neuen Typ von Zentrifugen, mit dem noch schneller angereichert werden kann, wie es in dem Bericht heißt, den die Behörde am Donnerstagabend an die IAEO-Mitgliedsstaaten und den UN-Sicherheitsrat weiterleitete. Mit angereichertem Uran kann nicht nur Energie gewonnen werden, sondern – bei hohem Anreicherungsgrad – auch eine Atombombe hergestellt werden. Da die internationale Gemeinschaft immer noch keine Klarheit über den Zweck des iranischen Atomprogramms hat, wie auch ElBaradei in seinem neusten Bericht bestätigte, hatte der UN-Sicherheitsrat den Iran mehrfach zur Aussetzung der Anreicherung aufgefordert. Der Iran hat den Verdacht, er könne an Nuklearwaffen arbeiten, stets zurückgewiesen.

"Eher reaktiv als aktiv"

„Die Kooperation (Irans, Anm.) ist eher reaktiv als aktiv gewesen“, stellt ElBaradei zusammenfassend fest. Der IAEO-Chef forderte Teheran in dem Bericht ausdrücklich auf, den Forderungen des Sicherheitsrates zu folgen.

Irans Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad begrüßte laut Nachrichtenagenturen den Bericht. Er beweise, dass das Nuklearprogramm friedlich sei. Venezuelas Präsident Hugo Chavez forderte in einem Radiointerview am Donnerstag „Achtung“ vor dem Iran und dessen Atomprogramm – und kündigte an, dass auch Venezuela ein Atomprogramm „zu friedlichen Zwecken“ entwickeln wolle. (raa, DER STANDARD, Printausgabe 16.11.2007)