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Die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe streiken seit Dienstagabend.

Foto: AP/Bob Edme

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Abstimmung im Straßburger Bahnhof

Fotos: Reuters/Vincent Kessler
Paris - In Frankreich droht eine Ausweitung der Streiks gegen verschiedene Reformvorhaben von Staatspräsident Nicolas Sarkozy, insbesondere die Aufhebung von Sonderrentenregelungen. Die Eisenbahner setzen ihren seit knapp einer Woche andauernden Streik am Montag fort. Sechs von sieben Gewerkschaften riefen ihre Mitglieder am Sonntag dazu auf, den Ausstand um weitere 24 Stunden zu verlängern. Die Post- und Telekommunikations-Arbeiter wollen sich dem Ausstand der Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes anschließen. Zudem wollen Angestellte der Fluggesellschaft "Air France" die Arbeit niederlegen.

Bahnstreik kostete bereits 100 Millionen Euro

Der Streik hat nach Angaben von SNCF-Chefin Anne-Marie Idrac bereits "mehr als 100 Millionen Euro gekostet". Der Güterverkehr sei in einer "dramatischen Lage", sagte Idrac der Wirtschaftszeitung "La Tribune" (Montagsausgabe). Es müsse damit gerechnet werden, dass Kunden der SNCF "technische Arbeitslosigkeit" anmeldeten. "Unsere Kunden halten das nicht mehr aus", fügte Idrac hinzu. Was die Forderungen der Beschäftigten angehe, gebe es "finanziellen Spielraum". Die SNCF sei bereit, "mit den Gewerkschaften zu diskutieren".

Die Staatsbahn SNCF und die Pariser Verkehrsbetriebe meldeten am Sonntag, dem fünften Streiktag in Folge, weiter starke Störungen des Verkehrs. Der Großteil der noch streikenden Gewerkschaften hatte am Samstag ein Angebot der SNCF abgelehnt, Gespräche über die von Präsident Nicolas Sarkozy geplante Abschaffung der Rentensonderregelungen in Staatsbetrieben aufzunehmen. Laut der Gewerkschaft Force Ouvrière stimmten drei Viertel der Betriebsversammlungen bei der Bahn für eine Fortsetzung des Streiks bis Montag.

Protesttag der Lehrer und Beamten

Damit könnte der Bahnstreik in den Protesttag der Lehrer und Beamten am Dienstag münden. Sie wollen gegen Sarkozys Pläne streiken, pro Jahr zehntausende Stellen im öffentlichen Dienst zu streichen. Der Aufruf der Gewerkschaft CFDT vom Freitag, den Bahnstreik auszusetzen, blieb ohne sichtbare Auswirkungen. Sie ist die viertstärkste Gewerkschaft bei der Bahn. Der Streik wird nun noch von sechs Gewerkschaften getragen.

Trotz des anders lautenden Votums der Betriebsversammlungen bei der Bahn vertrat SNCF-Generaldirektor Guillaume Pepy die Ansicht, dass sich zahlreiche Eisenbahner Verhandlungen wünschten. Binnen drei Tagen habe sich die Zahl der Streikenden halbiert, sagte er am Sonntag.

Die Lage im Pariser Nahverkehr besserte sich am Wochenende nicht: Nur 20 Prozent aller U-Bahnen und 40 Prozent aller Busse verkehrten. Im französischen Regionalverkehr waren laut SNCF 40 Prozent der fahrplanmäßigen Verbindungen sichergestellt. Bei den Fernstrecken verkehrten am Sonntag nur 250 von sonst 700 TGV-Hochgeschwindigkeitszügen; die Eurostar-Züge nach London und die Thalys-Verbindungen unter anderem nach Köln sollten normal verkehren. (APA/red)