Ein "sehr ehrgeiziges Ziel" hat sich nach Worten von Generaldirektorin Brigitte Ederer Siemens Österreich gesetzt: Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollen drei weitere "Weltkompetenzzentren" ins Land geholt werden. Die Zukunftsfelder orientieren sich dabei an der geplanten neuen Schwerpunktsetzung des Mutterkonzerns im Bereich Energie, automatisierte Infrastruktur und Gesundheit. In den kommenden Monaten wird der Mutterkonzern diskutieren, "an welcher Stelle es Sinn macht, in Österreich entsprechendes aufzubauen", sagte der Forschungs- und Technologie-Chef der Siemens AG München, Reinhold Achatz bei einer Pressekonferenz am Freitag in Wien.

Biometrie und Maut-Systeme

Bisher konnte Siemens Österreich bereits Kompetenzzentren im Bereich der Biometrie und Maut-Systeme aufbauen. Neben den ambitionierten Plänen von Siemens Österreich stellte Ederer auch eine Neuausrichtung vor: Bereits ab dem nächsten Geschäftsjahr sollen Innovationsprojekte nicht wie bisher nur schwerpunktmäßig im Telekom-Sektor umgesetzt, sondern in allen Geschäftsbereichen gestartet werden. Damit wolle man den internen Wettbewerb ankurbeln und die eigene Position im gesamten Weltkonzern stärken.

Die Neuausrichtung wurde am Donnerstag in Anwesenheit von Infrastrukturminister Werner Faymann (S) sowie Vertretern der Konzernzentrale diskutiert und beschlossen. Die Forschungsausgaben der Siemens Gruppe Österreich beliefen sich 2006 auf rund 763 Mio. Euro und sollen sich auch mittelfristig um zumindest 750 Mio. Euro bewegen. Bei der Finanzierung der internen Innovationsprojekte setzt das Unternehmen weiterhin auf das Modell des Innovationsfonds, der vom Unternehmen sowie von den Mitarbeitern (anteiliger Verzicht auf Erfolgsprämien) gespeist wird. Darüber stehen jährlich bis zu fünf Mio. Euro zur Verfügung.

3,4 Mrd. Euro

Der Siemens-Konzern, der heuer insgesamt 3,4 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung (F&E) investiert, befindet sich derzeit in einem Prozess der Umstrukturierung. Konzentrieren will man sich künftig laut Achatz auf den Bereich der Energie inklusive Energieeffizienz bei der Verteilung und beim Verbrauch. Auch bei der Automatisierung von Infrastruktur ginge es primär um Effizienz sowie Visualisierung von Systemen. Die dritte Schwerpunktsetzung soll im Bereich der Gesundheit, Diagnostik und im Zusammenhang damit bei bildgebenden Verfahren erfolgen. Die Themen sollten weltweit entwickelt werden, "weltweit ist natürlich auch in Österreich", so der F&E-Chef der Siemens AG. Bisher habe Österreich schon eine bedeutende Rolle bei F&E gespielt, diese könne auch sicherlich mit der neuen Initiative weiterhin eingenommen werden.

Wo der Mutterkonzern künftig verstärkte F&E-Kompetenzen in den drei Bereichen aufbauen will, hängt Achatz zufolge an einer Reihe von Kriterien. Standortvorteile bringen etwa qualifiziertes Personal, eine "Innovationskultur" im Land, das Aufgreifen von den Zukunftsthemen, vorhandene Märkte und im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Universitäten und öffentlichen Einrichtungen Einverständnis in der Frage von geistigem Eigentum. "Wir wollen die Rechte haben, wenn wir etwas finanzieren", so Achatz. Letztendlich ginge es auch um Kosten und Förderungsstrukturen.

An diesem Punkt verwies Ederer darauf, dass sich das Unternehmen eine Einbindung bei der von der Bundesregierung gestarteten Evaluierung der österreichischen Förderlandschaft wünscht. Es könnte so eine "breitere Sicht" eingebracht werden, die direkte und indirekte, steuerliche Förderung sei ein wichtiges Instrument zur F&E-Standortsicherung.

Die Siemens Gruppe Österreich beschäftigt rund 3.100 F&E-Mitarbeiter. Die Forschungsaufwendungen beliefen sich auf 762,6 Mio. Euro im Jahr 2006: Das waren rund 11 Prozent vom Umsatz, rund 19,5 Prozent der gesamten österreichischen unternehmerischen Forschung (insgesamt 3,19 Mrd. Euro) und 12,3 Prozent der gesamten österreichischen F&E-Leistung (insgesamt 6,83 Mrd. Euro).(APA)