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Der Verkauf der verlustreichen Klavierfabrik Bösendorfer ist spannend bis zum Schlussakkord. Diese Woche wird entschieden, ob die Wiener die Japaner aus dem Rennen gespielt haben.

Foto: APA/Harald Schneider
Wien – In den nächsten Tagen dürfte der Himmel über der Bawag vorübergehend voller Geigen hängen. Der zuletzt höchst verhandlungsintensive Verkauf der Klavierfabrik Bösendorfer ist so gut wie unter Dach und Fach. Das traditionsreiche, 1828 gegründete Unternehmen mit 180 Mitarbeitern (siehe Artikel "Klaiverbau in Dur und Moll" ) dürfte nun doch in österreichischen Händen bleiben. Nicht der japanische Bösendorfer-Interessent, der Großkonzern Yamaha, hat derzeit das beste Blatt, sondern die Wiener Gruppe rund um den Mittelstandsfinanzierer EK-Fin, der die Wiener Klaviererzeuger Brodmann Pianos an Bord hat. Kernaktionär der EK-Fin Mittelstandsfinanzierungs AG ist die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA).

Spannendes Match

Fix ist der Verkauf aber noch nicht, die Japaner signalisierten zuletzt die Bereitschaft, noch einmal nachzubessern. Am Dienstag entscheidet der Vorstand, dann ist der Aufsichtsrat am Zug. Bis zuletzt haben sich die zwei Interessenten, mit denen Bawag-Chef Ewald Nowotny und der Bereichsleiter Beteiligungen, Friedrich Spandl, verhandelt haben, ein spannendes Match geliefert.

Um die Sorgen der enervierten Belegschaft der verlustreichen Klavierbauer zu dämpfen, haben beide eine Standortgarantie abgegeben (Bösendorfer produziert in Wiener Neustadt). Die Japaner haben dem Vernehmen nach an die zehn Mio. Euro geboten – ein Preis, mit dem die Österreicher zunächst nicht mitkonnten. Sie boten um die sieben Mio. – was der Differenz zwischen Umsatz (13,6 Mio.) und Verbindlichkeiten entspricht.

Nach intensiven Verhandlungen und dem Wunsch maßgeblicher Stellen, das Unternehmen doch in Österreich zu halten, besserten EK-Fin und Brodmann nach, nun wollen sie angeblich mehr als zehn Millionen aufs Pult legen. Der Großteil käme von EK-Fin, der mit 70 Prozent beteiligt wäre, Brodmann hielte den Rest; ein weiterer Partner könnte an Bord geholt werden.

EK-Fin ist ein Private-Equity-Fonds mit einem Volumen von 50 Mio. Euro. Er investiert seit 2002 in mittelständische Unternehmen ab 7,5 Mio. Euro Umsatz, die Einzelinvestments betragen 1,5 bis sieben Mio. Beteiligt ist EK-Fin etwa an Panhans Maschinenbau oder der niederösterreichischen MFT, die Trainingsgeräte zur Verbesserung der Sensomotorik entwickelt; gedankliche Anknüpfungspunkte gäbe es auch zur Beteiligung an einem Lautsprecher-Bauer (Bösendorfer hat auch Lautsprecher im Programm).

Flügel bis zur Börse

Die Eigentümer von Brodmann (erzeugt pro Jahr 1200 Flügel der gehobenen Mittelklasse, werden in China zusammengebaut) kennen Bösendorfer gut: Christian Höferl war dort bis 2005 Vertriebschef, sein Kompagnon, Colin Taylor, Verkaufschef für Großbritannien und Asien. Sie wollen Bösendorfer, wie Höferl dem STANDARD kürzlich erzählt hat, das Minus bei Bösendorfer (1,85 Mio. Euro) binnen zwei Jahren drehen. Sie träumen sogar von einem Börsengang. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18.11.2007)