Wien - Dreieinhalb Wochen vor Beginn des AMIS-Prozesses ist der vom Gericht bestellte Buchsachverständige abberufen worden. Der Sprecher des Wiener Straflandesgerichts, Christian Gneist, bestätigte am Freitag eine entsprechende Meldung des "Wirtschaftsblatts". Gegen Gottwald Kranebitter, Partner der Wirtschaftstreuhand KPMG, ist am Landesgericht Wiener Neustadt im Zusammenhang mit der Libro-Pleite eine Voruntersuchung wegen des Verdachts auf Untreue und betrügerische Krida anhängig.

Kranebitter hatte über diesen Umstand von sich aus die AMIS-Richterin Daniela Setz-Hummel informiert, die umgehend reagieren musste. Sie setzte den Gutachter ab, da ansonsten ein Nichtigkeitsgrund gegeben gewesen wäre. Der AMIS-Prozess ist dadurch aber nicht gefährdet: Der Linzer Steuer - und Rechnungswesen-Experte Gert Weidinger wurde bereits zum neuen Sachverständigen bestellt.

Weidinger hat dem Vernehmen nach fix zugesichert, bis zum Prozessauftaktakt am 10. Dezember schriftliche Feststellungen über den Eintritt der Zahlungsunfähigkeit der AMIS-Gruppe, die Verwendung der vom Wertpapier-Dienstleistungsunternehmen zur Veranlagung übernommenen Gelder und die Richtigkeit der in der Anklageschrift genannten Schadensbeträge treffen zu können.

Arbeit auf Hochtouren

"Der Gutachter arbeitet auf Hochtouren", hieß es am Freitag im Straflandesgericht. Ob er sämtliche offenen Fragen bis Mitte Dezember umfassend klären könne, sei jedoch nicht absehbar. Der Schöffensenat will jedenfalls wie geplant vom 10. bis zum 21. Dezember jeweils von Montag bis Freitag bis 17.00 Uhr im Austria Center Vienna "durchverhandeln". Ab 7. Jänner wäre eine weitere Verhandlungswoche geplant. Eine "zeitliche Verzögerung" sei jedoch denkbar, da dem Sachverständigen eventuell die Möglichkeit gegeben werden müsse, seine bisherigen Feststellungen zu ergänzen, verlautete aus dem Grauen Haus. (APA)