Rom - Im römischen "Museo del Corso" ist derzeit eine Ausstellung rund um die Verbotene Stadt, den ehemaligen chinesischen Kaiserpalast in Peking, zu sehen. Bis März kommenden Jahres werden laut Kathpress mehr als 300 Kunstwerke aus der Zeit des Mandschu-Kaisers Qianlong (Chien-lung) (1711-1799) gezeigt, unter dessen Herrschaft das Reich der Mitte eine Blüte erlebte und das heutige China an Ausdehnung übertraf. Zu den Besonderheiten der Schau gehören Gemälde des Jesuitenpaters und kaiserlichen Hofkünstlers Giuseppe Castiglione (1688-1766), dessen Werke noch nie in Italien zu sehen waren.

Am Mandschu-Hof

Zu den herausragenden Leihgaben aus dem Pekinger Palastmuseum zählt Castigliones monumentales Reiterbild des bedeutendsten Kaisers der letzten Dynastie (Qing-Dynastie), die bis Ende 1911 regierte. Der Jesuit lehrte am Mandschu-Hof die Maltechniken europäischer Künstler, den Einsatz der Farbe, die Perspektive und die menschliche Anatomie; umgekehrt griff er auch Geschmack und Techniken der chinesischen Kunst auf. Weitere Beispiele dieser einzigartigen Verschmelzung westlicher und östlicher Malerei sind "Kaiser Qianlong auf der Hirschjagd" und ein Porträt des Prinzen Guo.

Die Exponate spiegeln das höfische Leben der Verbotenen Stadt mit ihren Riten und Zeremonien wider, aber auch private Szenen. Im Mittelpunkt steht die Person des Kaisers ("Sohn des Himmels"), der nicht nur ein brillanter Kriegsherr, sondern ein ebenso herausragender Künstler, Dichter und Musiker war. Neben Kunstwerken umfasst die Schau Waffen und Rüstungen, höfische Gewänder, Schmuck, Keramik und Kultgegenstände. Viele Objekte werden erstmals außerhalb Chinas gezeigt.

Neuer Stil

Pater Castiglione kam 1715 nach China. Am mandschurischen Hof war er vorwiegend als Maler tätig und wurde vor allem von Kaiser Qianlong sehr geschätzt. Später unterstützt von seinen Ordensbrüdern Jean-Denis Attiret und Ignaz Sichelbarth machte Castiglione - der den chinesischen Namen Lang Shining annahm - in China die westliche Malerei bekannt, verband aber auch in seinen eigenen Werken Elemente der europäischen Kunst (Zentralperspektive, Chiaroscuro-Technik) mit der traditionellen chinesischen Malerei und entwickelte so einen völlig neuartigen Stil.

Maßgeblich wirkte er auch an dem berühmten Zyklus "Die zehn siegreichen Feldzüge Kaiser Qianlongs" mit, der um 1770 in Paris in Kupfer gestochen und von dort an den chinesischen Kaiserhof zurückgeschickt werden sollte. Castiglione entwarf auch Pläne für den alten Sommerpalast (Yuanmingyuan) am nordwestlichen Stadtrand von Peking, der 1860 von einem britisch-französischen Invasionsheer in Schutt und Asche gelegt wurde.

Von der nach dem "Ritenstreit" - bei dem es vor allem um die Nicht-Akzeptierung der traditionellen chinesischen Ahnenverehrung durch die katholische Kirche ging - ab 1744 einsetzenden Christenverfolgung blieb Castiglione, ähnlich wie andere führende "Hofjesuiten", weitgehend unberührt. Er starb hoch angesehen 1766 in Peking. (APA)