Okto-Geschäftsführer Christian Jungwirth.

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Der Wiener Community-Stadtsender Okto feiert sein 20-jähriges Jubiläum. Eigentlich gibt es ihn erst seit zwei Jahren, "aber es werden noch viele folgen", ist Geschäftsführer Christian Jungwirth überzeugt. Okto sei in den vergangenen zwei Jahren schon eine "Institution" geworden, meint Jungwirth. Der Sender wolle als "Sprachrohr" für Minderheiten und deren Anliegen fungieren. 20 Prozent des Programms werden mehrsprachig gesendet. Anlässlich seines zweijährigen Bestehens veranstaltete Okto am Freitag ein Mediensymposium zum Thema "Public Value".

"Spürbarer Nutzen für die Gesellschaft"

"Nur so bleiben wir glaubwürdig, Gebühren zu bekommen". Klaus Unterberger, Leiter des Public Value Kompetenzzentrums im ORF, will den Programmauftrag der öffentlich-rechtlichen Anstalt neu definieren und um einige Punkte erweitern. Werten wie "Vielfalt, Vertrauen, Orientierung, Service und Information" müsse Rechnung getragen werden. "Der Nutzen für die Gesellschaft soll spürbar sein", meint Unterberger zur Legitimation eines gebührenfinanzierten Senders.

In Bezug auf die Berichterstattung über Migranten räumt Unterberger ein, dass es noch gewaltigen Nachholbedarf im ORF gebe. Die BBC biete beispielsweise Untertitel in elf verschiedenen Sprachen an. Er ortet die Ursache aber auch in den "finanziellen Rahmenbedingungen", die nicht genügend Spielraum zur Förderung der Vielfalt ließen. Der ORF wolle nun sukzessive die Versäumnisse der letzten Jahre nachholen. "Diese Geschäftsführung will im Vergleich zur letzten eine Neuorientierung", kann sich Unterberger eine Seitenhieb auf die Ära-Lindner nicht verkneifen. Der geplante Themenschwerpunkt zum Thema Migration sei ein erster Schritt in die richtige Richtung und "Public Value par excellance". Eine Kooperation mit Okto hält Unterberger für wünschenswert.

ORF "kein Spiegelbild der Gesellschaft"

Beatrice Achaleke (Black Women Center) kritisierte, dass Migranten in der Medienlandschaft unterrepräsentiert seien. Es werde zwar punktuell über Minderheiten berichtet, die Darstellung gehe aber ins Negative. Sie monierte, dass es viel zu wenige Migranten unter den Journalisten gebe. "Menschen mit einem Migrationshintergrund sollten nicht nur Objekte der Berichterstattung, sondern Teil davon sein", so Achaleke. Unter Vielfalt verstehe sie nicht, über diese Menschen zu berichten, sondern dass sie selbst berichten. In den migrantischen Medien sei enormes Potenzial an Medienfachleuten vorhanden. Dies müsste auch der ORF nützen. "Wenn der ORF in seinen Stellenausschreibungen explizit erwähnt, dass nur Leute für den Job infrage kommen, die akzentfreies Deutsch sprechen, dann ist das diskriminierend", sagt Achaleke. So könne der öffentlich-rechtliche Sender nie "ein Spiegelbild der Gesellschaft" sein.

Patricia Käfer von der "Presse" wünscht sich eine Plattform im ORF, "wo auch Angehörige von Minderheiten Stellung nehmen können". Im Bürgerforum "Jetzt rede ich" sieht sie eine Gelegenheit dazu. Der Sender müsse die Partizipationsmöglichkeiten des Publikums an der Programmgestaltung forcieren. Der Publikumsrat alleine sei zu wenig und zudem noch ein "zahnloses Instrument". Als positives Beispiel für Intergration führte sie die Moderatoren Alfons Haider und Arabella Kiesbauer ins Treffen. Dies hätten sehr viel in Sachen Toleranz bewirkt.

Okto plant "On-Demand Angebot"

Okto will im kommenden Jahr weiter wachsen und ein "umfangreiches On-Demand Angebot" anbieten. Dem ORF Konkurrenz machen könne man natürlich nicht. Der Sender will kontinuierlich an Reichweite gewinnen und sich noch mehr als partizipatives Medium etablieren, wo "Menschen eine mediale Plattform bekommen, die in den etablierten Medien meist nur wenig Beachtung finden". (om)