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Und weil ich bereits im ersten Satz vier Kommas verbraucht habe, (jetzt sind es fünf) mach ich an dieser Stelle einen Punkt.

Früher hat man zum Komma ja "Beistrich" gesagt, was mir ohnehin sympathischer ist, schon alleine wegen Ernst Happel, der in seiner leider viel zu kurzen Funktionsperiode (was für ein Wort!) als Trainer der österreichischen Nationalmannschaft einmal richtigerweise gesagt hat, dass man "mit einem Beistrich in der Hose" nicht Fußball spielen könne.

Derselbe Satz würde mit "Komma" nie und nimmer funktionieren. Weil wir schon bei Happel sind: Im Zuge der Vorbereitung auf die WM-Endrunde 1954 in der Schweiz traf das öster- reichische Nationalteam am 7. Juni 1954 im Innsbrucker Tivoli-Stadion vor 16.000 Zuschauern (Eintritt: 25 Schilling!) auf eine Auswahl der Arlbergliga, und da dem Verteidiger Happel beim Stand von 14:0 langweilig wurde, stoppte er sich an der Mittellinie den Ball, startete einen Sololauf Richtung eigenes Tor und schoss eine derartige Bombe ins Kreuzeck, dass sich der "robinsonierende Goalie Zeman" vergeblich streckte.

Am Ende siegte die Nationalmannschaft 15:1 und Happel erklärte sein angebliches Missgeschick gegenüber der Presse folgendermaßen: "Ich wollte mit einem Drehschuss unsere Stürmer wieder in Front bringen. Unglücklicherweise ist mir der Ball aber abg'rissen."

Es war aber nicht das erste Mal, dass Happel seinem Freund Zeman ein Eigentor schoss, wobei er Aktionen dieser Art mit Aussprüchen wie: "Sei froh, dass i di net am Kopf dawischt hab, sonst wärst tot umg'fallen" oder: "Was willst' sein? Der Panther von Glasgow? Des Oarschloch von Hütteldorf bist" quittierte.

Wenn man solche Geschichten hört, fragt man sich unwillkürlich, weshalb es Persönlichkeiten wie Happel heute im österreichischen Fußball nicht mehr gibt. Aber um diese Frage zu beantworten, müsste man wahrscheinlich jedes ALBUM bis zur EURO 08 diesem Thema widmen. Und das wäre dann doch ein bisschen unfair gegenüber jenen, die sich überhaupt nicht für Fußball interessieren, sondern beispielsweise einfach nur wissen wollen, wie der erste Satz weitergegangen wäre, wenn er weniger Kommas enthalten hätte. Also: Zunächst einmal hätte ich mich darüber ausge-lassen, dass an jedem freien Platz in diesem Land wieder einmal tausende Bretterbuden zusammengezimmert werden, in denen bis Weihnachten hektoliterweise ein Getränk namens Punsch verkauft wird, das seinen etymologischen Ursprung tatsächlich im Wort "pantschen" hat.

Dann wäre ich - wie, weiß ich nicht genau - auf Martin Scorsese zu sprechen gekommen, der am 17. November seinen 65. Geburtstag feiert und in dessen Film Taxi Driver mein Lieblings-Film-Satz vorkommt, der da lautet: "Are you talkin' to me? You talk to me?" Und damit wäre die Kolumne in jedem Fall zu Ende gewesen, Komma hin oder her. (Kurt Palm, ALBUM/DER STANDARD/Printausgabe, 17./18.11.2007)