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Hiddink hat schon die WM 2010 im Hinterkopf.

Foto: REUTERS/Ronen Zvulun
Tel Aviv - Nicht wenige hätten Guus Hiddink gerne als Trainer des österreichischen Nationalteams gesehen. Fragen hätte man den Niederländer halt müssen. Und ein paar Millionen Euro hätte man auf der hohen Kante haben müssen. Denn Hiddink ist nicht billig. Dafür ist er ein Erfolgsgarant.

Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, sollte sich der seit vergangener Woche 61-Jährige mit dem russischen Team nicht für die EURO 2008 in der Schweiz und Österreich qualifizieren. Gewinnen die Russen am Samstag in Tel Aviv gegen Israel und am Mittwoch auch noch in Andorra (wovon auszugehen ist), ist ihnen in Gruppe E zumindest der zweite Platz sicher. Den Gruppensieg kann Kroatien schon am Samstag in Mazedonien fixieren. Und England bliebe am Mittwochabend im Wembley-Stadion nur noch die Aufgabe, den Kroaten persönlich zu gratulieren.

Als Spieler war Hiddink keine große Nummer. Er verteidigte zwischen 1967 und 1982 für seinen Stammklub De Graafschap Doetinchem, für den PSV Eindhoven (eine Saison), für die US-Klubs Washington Diplomates und San José Earthquakes sowie für Njimegen und nochmals für De Graafschap, wo er schließlich Co-Trainer wurde.

Auch bei Eindhoven gab er zunächst den Assistenten, um dann ab 1986/87 als Chef dreimal en suite Meister und 1987/88 Gewinner des Meistercups zu werden. In der Folge verdingte sich Hiddink mit weniger Erfolg in der Türkei (Fenerbahce Istanbul) und in Spanien (Valencia). Dann, 1995, rief die Heimat bzw. das niederländische Team, mit dem Hiddink bei der EM 1996 im Viertelfinale, bei der WM 1998 im Halbfinale scheiterte.

Enttäuschend verlief dann Hiddinks Rückkehr in den Klubfußball. Real Madrid feuerte ihn im Jänner 1999 nach einer halben Saison und dem Gewinn des Weltpokals, das folgende Engagement bei Betis Sevilla dauerte überhaupt nur vier Monate.

Wenig später trat quasi Südkorea in Hiddinks Leben. Er wurde Coach des Co-Gastgebers der WM 2002 und mit dem Einzug ins Halbfinale sowie schlussendlich dem vierten Platz zur Kultfigur einer Nation. Hiddink wurde zum ersten ausländischen Ehrenbürger Südkoreas, er fliegt bis an sein Lebensende gratis mit Korean und Asiana Airlines und ist Namenspatron des WM-Stadions in Gwangju. Das sogenannte Guuseum mit Hiddink-Devotionalien in seinem Heimatort Vaarseveld ist Pflichtprogramm für koreanische Europa-Touristen.

Groß war die Trauer im Land, als Hiddink beschloss, zu Eindhoven zurückzukehren, um noch zweimal Meister zu werden. Zunächst als Nebenjob lachte er sich das Team Australiens an, 2006 in Deutschland führte er die Socceroos ins WM-Achtelfinale (0:1 gegen den späteren Weltmeister Italien).

Schon vor der WM war sich Hiddink mit Russland einig, er unterschrieb schließlich für sechs Millionen Dollar und zweieinhalb Jahre. Der Kontrakt ist inzwischen bis 2010 verlängert. Hiddink soll die Russen auch zur WM nach Südafrika führen. "Wir haben jetzt viele junge Spieler. Die EURO würde für sie einen enormen Schub bringen", sagt er.

Lohnende Strapaz

Er spricht aus Respekt vor Israel in der Möglichkeitsform, obwohl die Gastgeber ohne ihren verletzten Star, Liverpools Yossi Benayoun, auskommen müssen und Nachwuchskräfte einsetzen wollen. Russland bereitete sich auf Zypern vor, die Spieler sind nach Meisterschaftsende geschlaucht, haben aber ein gutes Argument, auf die Zähne zu beißen: 150.000 Dollar, die bei erfolgreicher Qualifikation winken. Hiddink dürfte eine andere Summe im Vertrag stehen haben. (DER STANDARD, Printausgabe, Sa., So. 17.,18. November 2007, lü)