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Der venezuelanische Präsident Hugo Chavez und Saudiarabiens König Abdullah (links).

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Ecuador kehrt nach 15-jähriger Pause in die OPEC zurück - ein Schritt, den Präsident Rafael Correa aktiv anstrebte.

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Riad - In der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) mehren sich die Stimmen für ein verstärktes politisches Engagement des Ölkartells. Vor allem der venezolanische Präsident Hugo Chavez und der ecuadorianische Staatspräsident Rafael Correa haben sich am Wochenende am dritten OPEC-Gipfel in Riad für eine größere politische Rolle der Organisation eingesetzt. Der saudi-arabische König Abdullah dagegen warnte davor, Öl zum Konfliktinstrument zu machen. In ihrer Abschlusserklärung bekundeten die Mitgliedsstaaten am Sonntag in Riad, die Weltmärkte auch weiterhin "zuverlässig und ausreichend" mit Öl beliefern zu wollen.

Zum Beginn des zweitägigen Treffens in Riad hatte Chávez eine deutliche Warnung an die USA gerichtet: Wenn sie "so verrückt wären, den Iran anzugreifen oder erneut Venezuela zu attackieren, könnte der Preis für ein Barrel (159 Liter) Öl nicht 100, sondern 200 Dollar erreichen", sagte er. "Öl ist die Quelle aller Aggressionen" in der Welt, sagte der venezolanische Präsident weiter, der als Gastgeber des vorherigen OPEC-Gipfels in Caracas das Treffen in der saudi-arabischen Hauptstadt eröffnen durfte. Chavez fügte hinzu, Erdöl sei der "unterschwellige Grund" für den Krieg im Irak und die Drohungen gegen den Iran.

"Aktiver geopolitischer Agent"

Die OPEC solle sich zu einem "aktiven geopolitischen Agenten" entwickeln, forderte Chavez. Unterstützung erhielt er vom ecuadorianischen Staatschef Correa, dessen Land kurz zuvor nach rund 15 Jahren als 13. Mitglied in die Riege der OPEC-Staaten zurückgekehrt war. "Wir sollten keine Angst vor einer politischen Vision haben. Wer versuche, ihr eine rein technokratische Rolle zuzuweisen, verschließe sich der Realität", sagte Correa am Sonntag. Die OPEC lasse sich nicht einfach auf die Rolle einer Wirtschafts-Organisation reduzieren.

Klar gegen eine politische Rolle der OPEC hat sich aber Saudi-Arabien ausgesprochen, das wahrscheinlich einflussreichste Land des Kartells. Die OPEC dürfe nicht zum "Werkzeug für Emotionen und Konflikte" werden, sagte der saudische König Abdullah. Die Hauptziele der OPEC seien rein wirtschaftlich: Sie solle die Mitgliedsländer und die Weltwirtschaft schützen und "unerwarteten Störungen des Ölpreises" entgegenwirken.

Umweltfonds

Abdullah kündigte die Schaffung eines Umweltfonds an, dessen finanziellen Grundstock Saudi-Arabien mit 300 Mio. Dollar (205 Mio. Euro) legen wolle. Damit sollten Studien über Umwelt, Energie und Klimawandel finanziert werden. In ihrer Abschlusserklärung sprachen sich die OPEC-Mitglieder für den Einsatz "sauberer Technologien" im Kampf gegen den Klimawandel aus. Ein OPEC-Topf wurde jedoch nicht daraus. Algerien, Indonesien und Nigeria lehnten es am Wochenende ab, sich an der Finanzierung des Vorhabens zu beteiligen.

Meinungsverschiedenheiten hatte es im Vorfeld des Gipfels auch über die Auswirkungen der Dollarschwäche auf die Einnahmen der OPEC-Mitglieder gegeben. Der Iran und Venezuela hatten sich dafür ausgesprochen, in der Abschlusserklärung des Gipfels auf das Problem einzugehen. Der OPEC-Generalsekretär Abdullah al-Badri wies die Forderung jedoch zurück. Da der Ölpreis auf dem Weltmarkt in der US-Währung abgerechnet wird, verringern sich die Einnahmen der Öl-Exporteure bei einem niedrigen Dollarkurs.

Der Iran beschloss bereits, seine Öl-Exporte nicht mehr in Dollar, sondern in anderen Devisen wie dem Euro abzurechnen. Der Preis für Öl sei immer noch "niedriger als sein wahrer Preis", sagte auch der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad am Samstag der iranischen Nachrichtenagentur IRNA zufolge. Der iranische Ölminister Gholam-Hussein Nosari betonte, auf den Märkten sei ausreichend Öl vorhanden. Auch durch eine Produktionsausweitung würden die Preise nicht sinken.

Auf dem dritten Gipfel seit der Gründung der OPEC im Jahr 1960 waren neben Saudi-Arabien, Venezuela, dem Iran und Ecuador weitere neun Mitgliedsländer vertreten: Algerien, Angola, die Vereinigten Arabischen Emirate, Indonesien, Irak, Kuwait, Libyen, Nigeria und Katar. Mit seinen Äußerungen platzierte sich Ecuadors Präsident deutlich in das Lager der US-Gegner in dem Öl-Kartell, das von pro-westlichen Staaten dominiert wird. (APA/AP/dpa-AFX)