Berlin - Nach dem Scheitern einer europäischen Wahlbeobachtungsmission für Russland hat die OSZE den Vorwurf zurückgewiesen, die Organisation habe ihren Einsatz auf Drängen der USA abgesagt. Zugleich äußerte der oberste OSZE-Wahlbeobachter Christian Strohal in einem Reuters-Interview seine Enttäuschung darüber, dass die russische Parlamentswahl am 2. Dezember mangels Einreisegenehmigungen nun nicht von seinen Mitarbeitern begleitet werden könne.

"Es ist bedauerlich, dass uns keine andere Wahl gelassen wurde", sagte Strohal als Leiter des OSZE-Büros für demokratische Institutionen und Menschenrechte (ODIHR) am Montag in einem Telefonat. Es sei sehr ungewöhnlich, dass Russland die Visa-Erteilung für die Wahlbeobachter so lange hinausgezögert habe. Die OSZE entsende schließlich jedes Jahr zahlreiche Mitarbeiter in verschiedene Länder, ohne dass es jemals Visa-Probleme gebe. "So etwas ist uns noch nie passiert", erklärte Strohal mit Blick auf das Verhalten der russischen Behörden. Es bleibe zu hoffen, dass sich das Problem bei der Präsidentenwahl im nächsten Jahr nicht wiederhole.

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hatte am Freitag angekündigt, entgegen ersten Planungen keine Wahl-Beobachter nach Russland zu schicken, und die Entscheidung mit Behinderungen auf russischer Seite begründet. Russland warf Strohal und seinem Team daraufhin Schlamperei und Organisationsmängel vor, die zu den Verzögerungen geführt hätten. Zudem warf das Außenministerium in Moskau Strohal indirekt vor, sich von den USA instrumentalisieren zu lassen.

"Dieser Vorwurf entbehrt jeglicher Grundlage", sagte Strohal dazu. Es sei reiner Zufall gewesen, dass er kurz vor der Absage der Russland-Mission eine Rede in Washington gehalten habe. (Michael Nienaber/Reuters)