Prishtina/Belgrad – Strahlend wandte sich Hashim Thaci nach den ersten Hochrechnungen Samstagnacht an seine Anhänger. An der Spitze einer Koalitionsregierung werde er die Provinz binnen Wochen in eine Unabhängigkeit von Serbien führen, sagte der ehemalige Guerillakommandant der Kosovo-Befreiungsarmee (UÇK) und Vorsitzender der Demokratischen Partei (PDK). Thaci hat jeden Grund, zufrieden zu sein, schaffte er es doch vor allem, die jüngeren Bürger des Kosovo zu überzeugen.
Mit nach einem Auszählungs-Stand von 90 Prozent rund 34 Prozent gewann die bisher oppositionelle PDK die Parlamentswahlen und schlug ihren größten Rivalen, die „Demokratische Liga“ (LDK), die mit etwa 22 Prozent der Stimmen erstmals seit ihrer Gründung 1989 ihre Vorrangstellung unter den Kosovo-Albanern verlor. Obwohl die LDK erstmals ohne ihren verstorbenen Gründer und ehemaligen Präsidenten Ibrahim Rugova in die Wahlkampagne ging, hatte man bessere Ergebnisse erwartet.
LDK-Vorsitzender und Kosovo-Präsident Fatmir Sejdiu hatte es nicht geschafft, die Reihen der im Machtkampf um Rugovas Thron gespaltenen Partei zu schließen. Als führende politische Kraft hat die LDK, nachdem sich 1999 die serbischen Streitkräfte aus dem Kosovo zurückzogen und die UN die Zivilverwaltung übernahm, die wirtschaftliche Misere nicht beenden können.
Mit rund zwölf Prozent landete die „Allianz Neues Kosovo“ (AKR) des in der Schweiz ansässigen Milliardärs Beghet Paccoli an dritter Stelle. Mandate im Parlament haben noch die „Dardanische demokratische Liga“ (LDD) mit zehn und mit neun Prozent die bisher regierende „Allianz für die Zukunft des Kosovo“ (AAK) gewonnen. Dem AAK-Führer und Ex-UÇK-Kommandanten Ramush Haradinaj wird vor dem UN-Tribunal in Den Haag der Prozess gemacht.
Niedrige Wahlbeteiligung
Die unerwartet niedrige Wahlbeteiligung von nur 45 Prozent erklärten Analytiker mit der Enttäuschung vieler Kosovaren über die demokratischen Institutionen. Schon in Kürze wird die Gründung einer von Thaci geführten PDK-LDK-Koalitionsregierung erwartet. Die Serben im Kosovo folgten jedenfalls dem Aufruf der Regierung in Belgrad und boykottierten die Wahlen. Nicht einmal ein Prozent der Serben ging am Samstag zu den Urnen. Die Begründung: Man wolle nicht an der Bildung separatistischer Institutionen teilnehmen, die die Loslösung des Kosovo vom Mutterland propagieren.