60 Ex--Mitarbeiter bei "Wir haben Auftrag erfüllt, den Frieden zu erhalten"

Odense - Fünf Monate nach einer in Berlin abgesagten Tagung sind am Samstag im dänischen Odense etwa 60 frühere Mitarbeiter der Auslandsspionage des DDR-Geheimdienstes Stasi zusammengekommen. Zum Beginn der Veranstaltung wurde vor mehreren hundert Zuhörern, darunter ehemalige Häftlinge von DDR-Strafanstalten, eine Erklärung des wegen einer Erkrankung nicht angereiste letzten Chefs der sogenannten HV A Werner Großmann, verlesen. Die Auslandsaufklärung der Stasi habe bis zur Auflösung 1989/1990 "ihren Auftrag erfüllt, den Frieden zu erhalten", erklärte Großmann.

"Wir haben nicht wie andere Geheimdienste Staatsstreiche, Ermordungen oder Entführungen durchgeführt", meinte der ehemalige Stasi-Funktionär. Die im westlichen Ausland angeworbenen Geheimagenten seien "Kundschafter des Friedens" gewesen. "Dafür achten und ehren wir sie nach wie vor", erklärte Großmann in der vom früheren Chef der Stasi-Industriespionage, Horst Vogel, verlesenen Darstellung der HV-A-Aktivitäten. Vogel bedankte sich für einen Empfang der Stadt Odense am Vorabend für alle Tagungsteilnehmer in "guter Atmosphäre".

Bei der Tagung unter dem Titel "Hauptverwaltung A - Geschichten, Aufgaben, Einsichten" treten neben früheren Stasi-Mitarbeitern in der DDR sowie Ex-Spionen aus Westdeutschland Experten zur Geschichte der Geheimdienste im Kalten Krieg auf. Ein erster Anlauf für die vom dänischen Historiker Thomas Wegener Friis organisierte Tagung am 17. Juni in Berlin war nach massiven Protesten abgesagt worden. Die für die Stasi-Unterlagen zuständige Birthler-Behörde zog ihre ursprüngliche Zusage für eine Mitarbeit zurück. (APA/dpa)