London - Pakistans Atomwaffen könnten nach den Worten von Staats- und Armeechef Pervez Musharraf in die falschen Hände fallen, wenn es bei den für Jänner geplanten allgemeinen Wahlen zu Unruhen kommen sollte. Solange er die Verantwortung für die Armee habe, werde dies nicht geschehen, betonte der enge Verbündete der USA in deren Kampf gegen den Terrorismus in einem am Samstag ausgestrahlten Interview des britischen Senders BBC. Der Oppositionsführerin Benazir Bhutto warf er gleichzeitig vor, gezielt Unruhe zu stiften: "Sie nimmt eine vollkommen konfrontative Haltung ein". Musharraf hatte den vor zwei Wochen verhängten Ausnahmezustand mit der wachsenden Gefahr durch islamische Extremisten gerechtfertigt.

Nach Darstellung der USA sind Pakistans Atomwaffen dennoch sicher. Derzeit habe man diesbezüglich in Washington keine Bedenken, hatte ein Pentagon-Sprecher vor einigen Tagen erklärt. Islamabad hatte verärgert auf Informationen über Pläne der US-Regierung zur Sicherung der pakistanischen Atomwaffen reagiert. Im Hinblick auf die Forderung von US-Präsident George W. Bush, Musharraf müsse als Armeechef zurücktreten, meinten politische Beobachter, eine effektive Trennung von politischer und militärischer Führung hätte zur Folge, Pakistans Atomwaffen unter zivile Oberhoheit zu stellen, was nicht im Interesse Washingtons läge.

Der Besitz von Atomwaffen könnte der Armeespitze so als Rechtfertigung dienen, ihre derzeitige Machtfülle zu bewahren. Die "New York Times" hatte am Freitag geschrieben, in der US-Administration beginne man zu verstehen, dass Musharraf "Teil des Problems geworden ist". (APA/Reuters)