Foto: VBW/Oliver Hadji
Foto: VBW/Oliver Hadji
Autorin, Sängerin, Kabarettistin, Fernseh- und Theaterschauspielerin: "Mir wird schnell langweilig", erklärt Sigrid Hauser ihren kreativen Datendrang. Im neuen Stück des RONACHERmobile "Die Habsburgischen" hat sie die Möglichkeit Schauspiel und Gesang zu verknüpfen. Im derStandard.at- Interview sprach sie über die Magie der Bühne, die Chemie zwischen Schauspielern und Publikum und warum sie jeden Abend einen Schokoladekuchen essen könnte.

derStandard.at: Sind Sie nicht einsam, als Putzfrau unter dutzenden Habsburgern?

Sigrid Hauser: Meine Position ist spannend, da ich auf 700 Jahre Geschichte zurück schaue und das in Relation zur heutigen Zeit setzen kann. Wenn ich mir zum Beispiel eine Figur wie Maria Theresia hernehme, die die Schulpflicht eingeführt hat, finde ich das natürlich toll.

derStandard.at: Statt auf einer Guckkastenbühne bespielen die Schauspieler eine 25 Meter langen Arenabühne. Wie ist es ihnen mit der großen Bühne gegangen?

Hauser: Ich finde es toll! Ich sitze ja am liebsten am Schoß des Publikums, ich mag das Wechselspiel zwischen Publikum und Schauspieler. Das Besondere ist, dass sich durch Emotionen, die man als Schauspieler zurück bekommt, kleine Details des Stücks verändern können. Ich entdecke dadurch oft neue Facetten an meinen Rollen und das Stück entwickelt sich weiter.

Speziell an dieser Bühne genieße den Platz, von mir aus könnte die Bühne noch größer sein. Ich habe schon auf vielen Bühnen gespielt, zum Beispiel auf der riesigen Bühne in Mörbisch. Genauso habe ich auch schon auf Bühnen gestanden, die so klein waren, dass ich mich kaum bewegen konnte. Das hat alles seine eigene Chemie – der Raum spielt genauso mit, wie das Publikum.

derStandard.at: Sind Sie lieber auf der Bühne oder vor der Kamera – oder ist die Mischung wichtig?

Hauser: Beides ist ein großer Spaß. Ich bin ein Mensch, dem schnell langweilig wird und ich mag die Abwechslung. Spannend an der Arbeit vor der Kamera ist, dass man sehr genau sein kann und muss. Es ist eine Möglichkeit, sich selbst zu beobachten.

Die Arbeit ist sehr anstrengend, da der Dreh manchmal schon um fünf in der Früh anfängt und bis am Abend geht. Die Wartepausen sind zwar lang, aber man kann nicht wirklich abschalten, weil man durchgehend konzentriert sein muss.

derStandard.at: Die Möglichkeit zur Reflexion über die eigene Leistung ist bei den Habsburgischen auch gegeben, denn Sie stehen einige Wochen lang fast jeden Abend auf der Bühne.

Hauser: Ja, das Schöne ist, dass kein Abend gleich ist. Die Energie aus dem Publikum, aber auch zwischen den Schauspielern ist immer unterschiedlich. Gerade mit Maria Happel, die die Maria Theresia spielt, und eigentlich meine direkte Ansprechperson ist, improvisiere ich auch ein bisschen. Das ist schön, weil man so die Figur immer anders erleben kann.

derStandard.at: Die Gefahr, dass ihnen bei den Habsburgischen als Schauspielerin langweilig wird, ist eher gering - Sie singen, tanzen und schauspielen.

Hauser: Ich liebe dieses Stück, weil ich jeden Abend einen Schokoladekuchen essen könnte, ohne zuzunehmen. Ich habe ja mit dem Singen begonnen, aber schnell gemerkt, dass mir das zu wenig ist. Mich interessieren generell viele Sachen, ich schreibe auch. Und in der Form, wie es bei den Habsburgischen verknüpft wird, ist sehr lustig und spannend für mich.

derStandard.at: Und was kommt als Nächstes? Schauspiel oder Gesang?

Hauser: Als nächstes Projekt steht mein drittes Solostück "Sex and the Sigrid" an. Ich arbeite mit der deutschen Pianistin Edda Schnittgard zusammen. Wir experimentieren recht viel mit Instrumenten, Farben und Sprache. Im Februar planen wir dazu eine CD herauszubringen.

Und zu Silvester werde ich mein erstes klassisches Konzert, zusammen mit drei anderen Sängern, im Stadttheater in Klagenfurt geben. Da werde ich unter anderem Rossini, Bernstein und natürlich etwas aus der Fledermaus singen. (jus/derStandard.at, 19.11.2007)