Innsbruck - "Wir haben an die Jugendlichen keine Ansprüche und wir schreiben ihnen nichts vor", betont Silvia Schuhmann, Sozialarbeiterin und Geschäftsführerin von Z6 Streetwork, das am Freitag seinen 15. Geburtstag gefeiert hat. Je zwei männliche und weibliche Sozialarbeiter suchen regelmäßig Jugendliche auf, deren Lebensmittelpunkt der öffentliche Raum ist. Die Kapazitäten reichen gerade aus, kontinuierlich neuralgische Punkte in der Innsbrucker Innenstadt aufzusuchen wie etwa den Hauptbahnhof.

Nicht neu, aber im vergangenen Jahr verschärft hat sich die gesellschaftliche Tendenz, Problemen mit stärkeren Kontrollen, Überwachung und Vertreibung zu begegnen, kritisiert Schuhmann. Etwa gegenüber jugendlichen Asylwerbern aus den Maghrebstaaten im Bereich des Rapoldiparks oder einer gemischten Szene am Landhausplatz.

Ein anderes Beispiel ist die Fußgängerzone in der Maria-Theresien-Straße, wo Gruppen von Jugendlichen die dort aufgestellten "Sitzmöbel" zum Feiern nutzten. Weil dabei aus der Sicht der Stadtpolitiker zu viel Alkohol konsumiert und gelärmt wurde, ließ sie kurzerhand die Sitzmöbel entfernen. Schuhmann sieht darin eine Tendenz, den öffentlichen Raum für Events zu reservieren und eine selbstorganisierte Nutzung durch verschiedene Gruppen zu verhindern.

Keine Konflikt-Feuerwehr

Streetwork wird von manchen die Funktion einer Feuerwehr bei Konflikten zugeschrieben. "Aber das sind wir nicht, wir versuchen Beziehungen zu den Jugendlichen aufzubauen und das braucht Zeit." Streetwork habe eine "seismografische Funktion" für die Gesellschaft.

Freuen kann sich Z6 Streetwork nach 15 Jahren über eine gewachsene Akzeptanz in Politik und Verwaltung. Das drückt sich seit Jahresanfang in der Anerkennung als Einrichtung der Jugendwohlfahrt durch das Land Tirol aus - und seitens der Stadt Innsbruck in auf jeweils drei Jahre gesicherten Finanzierungsverträgen.

Maßgeblich hat sich Sozialreferent Eugen Sprenger (ÖVP) dafür eingesetzt. Vor fünf Jahren hatte Sprenger gegenüber dem Standard noch den anwaltlichen Ansatz von Streetwork kritisch beurteilt und sich eine engere Kooperation mit dem Jugendamt gewünscht. Am Freitag sprach Sprenger davon, Jugendamt und Streetwork hätten das gleiche Ziel "Wege aufzuzeigen", aber "Differenzen in den Methoden". Seine Wünsche zum Geburtstag verband Sprenger mit der Einschätzung, dass "Streetwork keine leichte Form der Sozialarbeit" sei, "aber vielleicht eine schöne". (Hannes Schlosser/DER STANDARD – Printausgabe, 19.11.2007)