Johannesburg - Südafrikas Präsident Thabo Mbeki hat eine Reform von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IMF) angemahnt. Bei einem Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der Gruppe der 20 (G-20) in Südafrika kritisierte er, viele Staaten machten Versprechungen, hielten sich aber nicht dran. "Das wird etwa durch die Tatsache bestätigt, dass die Unterstützung für globale Initiativen nur einen bescheidenen Effekt auf das Verhalten der Mitglieder und noch weniger auf das von Nicht-Mitgliedern hat."

Bereits vor dem Treffen am Wochenende nahe dem Küstenort Hermanus hatte Südafrikas Finanzminister Trevor Manuel den Industriestaaten gebrochene Versprechen vorgehalten. So habe es zwar auf dem letzten G-20-Treffen das Versprechen gegeben, dass künftig nicht nur die USA und Europa traditionsgemäß einen Kandidaten für die Spitzen-Jobs bei IWF und Weltbank nominieren könnten. Dennoch seien ohne Abstimmung mit den Schwellenländern oder Staaten außerhalb Europas oder der USA mit der Ernennung des Amerikaner Robert Zoellick (Weltbank) und dem Franzosen Dominique Strauss-Kahn (IWF) alte Wege beschritten worden.

Mbeki sagte, dass sich die Welt rasch und dramatisch wandle und somit nach neuen Lösungen gesucht werden müsse. Gerade Weltbank und IWF seien so nicht mehr zeitgemäß und müssten sich verändern. Die aktuelle Politik werde den kollektiven und individuellen Interessen der Mitglieder beider Institutionen nur noch ungleich gerecht. Mbeki: "Lange Zeit hatten wir ein multilaterales System, das von der Dominierung der vielen durch einige wenige charakterisiert war; das hat sich in jeder internationalen Aktion wiederholt." Selbst als Veränderungen der internationalen Finanzwelt nötig wurden, sei trotz unbedeutender Modifizierungen letztlich nur der Status quo bewahrt worden.

IWF-Chef begrüßt Dollar-Verfall

Strauss-Kahn hat unterdessen am Rande der Tagung die Kursverluste des Dollar als Bewegung in die richtige Richtung bezeichnet. Der IWF-Chef hatte die US-Währung bereits in der Vergangenheit als überbewertet bezeichnet. Allerdings litten Währungen wie der Euro, der kanadische Dollar oder der brasilianische Real mehr unter der Kurskorrektur als sie sollten, warnte er. Der Dollar war in diesem Monat zum Euro und anderen Schlüsselwährungen auf neue Tiefstände gefallen.

Die Gruppe der 20 (G-20) war vor dem Hintergrund weltweiter Finanzmarkt-Turbulenzen unter dem Vorsitz Südafrikas zusammengekommen. Sie repräsentiert 85 Prozent der Weltwirtschaft und zwei Drittel der Weltbevölkerung und vereinigt die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Oberstes Ziel ist eine Stabilisierung des Weltfinanzsystems, um es weniger anfällig für Turbulenzen zu machen.

Zur G-20 gehören neben den G-7-Staaten (USA, Kanada, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien) Russland sowie die Länder Argentinien, Australien, Brasilien, China, Indien, Indonesien, Südkorea, Mexiko, Saudi-Arabien, Südafrika und die Türkei. Auch die EU ist Mitglied. Vertretern von IWF und Weltbank nehmen an den Treffen teil. Die Gründung der G-20 geht zurück auf einen Vorschlag der G-7-Finanzminister auf dem Kölner Weltwirtschaftsgipfel vom Juni 1999. Der Vorsitz der G-20 geht nun turnusgemäß auf Brasilien über. (APA/dpa)