Von jeher fiel es der Jedermann-Gespielin auf dem brütend heißen Salzburger Domplatz zu, mit ein paar wenigen Knittelversen, aber mit umso mehr lockendem Esprit das Schönheitsideal ihrer Zeit abzubilden.
Die Diplomatentochter von Kessel, 1968 in Mexiko geboren und Absolventin des Wiener Max-Reinhardt-Seminars, tritt 2008 demgemäß ein schweres Amt an: Buhlschaften haben Sinnlichkeit zu verkörpern. Sie sollen aber auch Widersetzlichkeit signalisieren und müssen neben Hofmannsthals "sterbendem reichen Mann" vage Zeichen der Emanzipation setzen.
Sophie von Kessel, die der wegen Filmarbeiten verhinderten Marie Bäumer nachfolgt, kennt der eifrige Fernsehkonsument als hübsche Markierung von Cornwalls üppig grüner Landschaft. In Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen, in denen deutsche Schauspieler "very british" teure Tweedsakkos auftragen, hat sie ebenso mitgespielt wie an der Seite von Charlton Heston (Camino de Santiago) oder Alain Delon (Frank Riva). Dass in ihrer beeindruckend reichhaltigen Filmografie auch Titel wie Rennschwein Rudi Rüssel 2 aufscheinen, wird man einer Vielseitigen nicht vorwerfen wollen.
Von Kessel, die zwei Kinder hat und mit dem Schauspielerkollegen Stefan Hunstein in München zusammenlebt, wurde von Delon immerhin bescheinigt, eine "zweite Romy" zu sein - nicht allein ihres Aussehens wegen, sondern weil sie beispielhaft professionell agiere. Bereits 1993 wirkte sie als junges Mädchen in Andrzej Wajdas Wesele bei den Salzburger Festspielen mit. Vielleicht noch wichtiger: Als Mitglied der Tischgesellschaft sammelte sie einschlägige Jedermann-Erfahrungen.
Die neue Buhlschaft hat die Welt gesehen: Kraft des väterlichen Berufs zur Unstetheit gezwungen, lebte die junge Dame in Lateinamerika, Finnland, in den USA - und in Österreich. In New York besuchte sie gar die berühmte Juilliard School.