Sie kamen massenweise, um Untreue zu begehen. Schön langsam werden die Konturen einer Nationalmannschaft sichtbar, sie schiebt zeitweise den Ball hin und her, als würde sie Fußball spielen. Doch die Zuschauer pfeifen. Hans Krankl sitzt im goldenen Käfig von Córdoba, flattert mit den angerosteten Flügeln und kräht seit 30 Jahren dieselben Stehsätze.

Im Vergleich zu Amateuren wie ihm und zu mieselsüchtigen Fans arbeitet Günther Platter professionell, täuscht rechts an, zieht rechts vorbei. Er strahlte bei der Präsentation englischer und deutscher Polizisten für die EURO 2008, die unzureichende Vorbereitung und Zahl der Austro-Polizisten bleibt im Schatten.

Platter kopiert die deutsche Methode: Die Brutalitäten reisender Fans während der WM 2006 wurden vor der Öffentlichkeit verborgen, um das Sommermärchen zu schützen. In Österreich kommen sich die Polizisten schon jetzt wie EURO-Kanonenfutter vor. Und wen schert das?

Auch der Wiener Polizeiskandal hilft, er lenkt ab. Das Problem der (Wiener) Polizei ist nicht (nur) die Korruption ihrer leitenden Organe, sie wird vielmehr seit den Tagen des Innenministers Ernst Strasser politisch instrumentalisiert und ausgehungert. Platter hat auf den Vorwurf des Vereins gegen Tierfabriken, in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung den Nationalrat angelogen zu haben, nie persönlich geantwortet. Keiner regt sich auf. Er dient als Blitzableiter für Kritik am Asylgesetz, und die Regierungsmannschaft pfuscht ungestört weiter.

Vielleicht borgt Kanzler Alfred Gusenbauer seinen Trouble-Sammler Platter dem ÖFB bis nach der EURO. Der Fußball hätte plötzlich richtig Sinn. (DER STANDARD Printausgabe 19.11.2007)