Ex-Bacherpark-Aktivistin Herta Wessely berät inzwischen eine ganze Reihe von Bürgerinitiativen.

Foto: Christian Fischer
Der blanke Zorn packte sie das erste Mal Anfang der 90er-Jahre. Damals sollte die kleine Grünfläche vor ihrem Fenster verbaut werden. Herta Wessely, die sich bisher wenig um Politik gekümmert hatte, schnappte sich einen Tisch und einen Sessel, stellte sie auf den Gehweg vor dem kleinen Park in der Siebenbrunnengasse im 5. Bezirk und begann, Unterschriften gegen die Verbauung des Grundstücks, das der Stadt Wien gehörte, zu sammeln. Das Projekt war da bereits beschlossene Sache, und anfangs glaubte niemand so recht daran, dass ein paar Anrainer ein neues Wohnhaus verhindern könnten.

"Die Bezirksleitung hat sich unsere Bedenken angehört, sich aber gleichzeitig gedacht: Wir bauen trotzdem. Das hat mich so wütend gemacht", sagt Wessely. Die vierfache Mutter (das letzte Kind war gerade ausgezogen) ließ nicht locker - und überzeugte so viele Margaretner davon, dass der Flecken Grün unbedingt erhalten bleiben müsse, dass die Politik schließlich einlenkte. Heute hat Wessely von ihrem Wohnzimmerfenster aus freie Sicht auf eine Wiese mit ein paar Bäumen drauf. "Repräsentative Demokratie", sagt die Mittsechzigerin, während sie sich eine Phillip Morris ansteckt und den Blick über "ihren" kleinen öffentlichen Park schweifen lässt, "bedeutet in Wien leider nicht mehr, als dass das Volk alle paar Jahre wo ein Kreuzerl macht, den Rest erledigen die Politiker."

Parkbesetzung

Wie mächtig eine Handvoll hartnäckiger Bürger werden kann, bewiesen Wessely und ihre Mitstreiter bei einer weiteren Bürgerinitiative zur Erhaltung des Bacherparks: Um den Bau einer Volksgarage zu verhindern, besetzten sie im Jänner 2006 den Park und erzwangen so eine Anrainerbefragung. 460.000 Euro soll die Stadt die Planung einer Garage fürs Volk gekostet haben, die nie gebaut wurde.

"Mir ging es immer um mehr, als nur um die Verhinderung dieses einen Projekts. Man muss die Menschen einbinden, anstatt sie immer nur vor vollendete Tatsachen zu stellen", sagt Wessely, die inzwischen bei der Bürgerinitiativen-Plattform "Aktion 21" mitarbeitet. Die Beratung von Wienern, die mitreden wollen, ist für die Pensionistin im letzten Jahr zu einem Fulltimejob geworden. "Das ist zwar anstrengend", sagt Wessely "aber ich kann einfach nicht anders." (Martina Stemmer/DER STANDARD – Printausgabe, 19.11.2007)