Massenkundgebung in Paris
Acht Gewerkschaften hatten die über fünf Millionen französischen Beamten zu einer 24-stündigen Arbeitsniederlegung aufgefordert. Wie die Regierung in Paris mitteilte, streikten am Dienstag gut 30 Prozent der 2,5 Millionen Staatsbediensteten, die Ministerien direkt unterstellt sind. Wie viele der 2,5 Millionen weiteren Beschäftigte im Öffentlichen Dienst, die Kommunen und öffentlichen Einrichtungen wie Krankenhäusern unterstehen, dem Aufruf folgten, war zunächst nicht bekannt. Von mehr als einer Million streikender Beamter wurde aber ausgegangen. Am Nachmittag sollte der Protest in einer Massenkundgebung in Paris gipfeln.
Die Beamten streiken gegen den geplanten Abbau von rund 23.000 Stellen im öffentlichen Dienst im kommenden Jahr und wollen mehr Gehalt. Für Sarkozy sind die landesweiten Proteste die härteste Machtprobe seit seinem Amtsantritt vor sechs Monaten. Während die Bevölkerung die Abschaffung der Sonderpensionen der Eisenbahner mehrheitlich unterstützt, hat sie Verständnis für die Forderungen der Beamten nach mehr Kaufkraft. Entgegen den Wahlkampfversprechen Sarkozys haben die Franzosen - insbesondere wegen des steigenden Ölpreises - derzeit nicht mehr, sondern weniger Geld im Portemonnaie.
Die Regierung will auf jeden Fall verhindern, dass sich die einzelnen Protestbewegungen zusammenschließen. Einen etwaigen Zusammenschluss hatten die Bahngewerkschaften am Dienstag noch kontrovers diskutiert. Allerdings stieg die Beteiligung an dem Bahnstreik erstmals seit Beginn vor einer Woche wieder leicht an. 27 Prozent der Beschäftigten bei der Staatsbahn SNCF legten die Arbeit nieder, wie das Unternehmen mitteilte.
300 Kilometer Stau
In Paris fuhr darum nur eine von vier Métros, einige Vorortzüge fielen ganz aus. Um die Hauptstadt bildeten sich wieder 300 Kilometer Stau. Auch die Hälfte aller Regional- und Fernzüge blieb im Depot. Die Stimmung der Pendler wird nach Angaben der RATP immer aggressiver, in Paris wurden 800 Polizisten eingesetzt, um Rangeleien vor den überfüllten Zügen zu verhindern.
Neben den erheblichen Störungen in Lehrbetrieb und Bahnverkehr kam es auch an den Pariser Flughäfen zu Verspätungen und Flugausfällen, weil Fluglotsen und Bodenpersonal nicht zur Arbeit erschienen. Wirtschaftsministerin Christine Lagarde bezifferte die Kosten der Streiks auf 300 bis 400 Millionen Euro pro Tag. Dennoch zeigte sich Sarkozy in der Frage der Pensionsprivilegien der Bahn-Beschäftigten weiter unnachgiebig. Die für Mittwoch zugesagten Verhandlungen bei Bahn und RATP könnten erst beginnen, wenn es Schritte zum Ende der Blockade gebe, sagte Sarkozys Sprecher Laurent Wauquiez dem Sender RTL.