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Papa Schlumpf spricht mit Lehrlingsschlumpf.

Foto: APA/Fohringer
Lindabrunn - Im Fußball geht es nicht unbedingt um persönliche Befindlichkeiten, Teamchef Josef Hickersberger wünscht sich trotzdem einen Sieg gegen Tunesien. Am Mittwoch (20.30) im Wiener Happel-Stadion. Die Erfüllung würde an der mäßigen Jahresbilanz der österreichischen Nationalmannschaft zwar wenig ändern (bisher fünf Niederlagen, fünf Unentschieden, ein Sieg gegen die Elfenbeinküste), aber der letzte Eindruck ist doch ein bleibender (kluge Menschen lassen sich natürlich nicht täuschen).

Ein Erfolg im zwölften Match 2007 würde dem vor Feiertagen strotzenden Dezember die ihm zustehende Besinnung geben, sogar der Beelzebub hätte seinen Schrecken verloren. Hickersberger; "Eine störungsfreie Winterpause und entspannte Weihnachtsfeiern wären nett."

Rotation

Am 6. Februar 2008 droht ohnedies das Comeback der öffentlichen Jammerei, an diesem Tag gastiert Deutschland im Happel-Stadion. Diese Auswahl soll vom Hörensagen her viel besser als die österreichische sein. Und auch deutlich stärker als die tunesische.

Hin und wieder geht es im Fußball aber ausschließlich um ganz persönliche Befindlichkeiten. Jürgen Macho war am Montag in der Sportschule Lindabrunn, er nahm an der Pressekonferenz teil, bei der die Tormann-Frage thematisiert wurde. Er saß neben Alexander Manninger und Helge Payer, seinen Kollegen, seinen Konkurrenten ums nationale Einserleiberl.

Hickersberger hält übrigens am Rotationsprinzip fest. Wer bei der EURO 2008 der wohl meistbeschäftigte Spieler sein wird (die 15 anderen Teams inklusive), bleibt bis zum Schluss offen. "Warum soll man etwas, das funktioniert, ändern? Alle drei bieten gute Leistungen, sie halten die Spannung aufrecht", begründete der Teamchef den Verzicht auf eine Festlegung.

Macho geht es wieder gut. Ein paar Knochen sind geprellt, den Zusammenstoß mit Englands Peter Crouch hat er noch nicht auf Video gesehen, er wird sich die Szene aber anschauen. "Nicht aus therapeutischen Gründen, es interessiert mich. Um die Sache abzuschließen." Der Dramatik (kurze Bewusstlosigkeit, Zunge verschluckt) sei er sich nicht bewusst gewesen. "Mir fehlt eine Viertelstunde im Gedächtnis. Aber das ist egal, ich will auch nicht darüber diskutieren. Das passiert, Fußball ist eben ein Kampfsport." Keiner der drei Anwesenden würde übrigens freiwillig einen Kopfschutz oder Helm tragen. Macho: "Wo führt das hin? Bricht sich einer das Schlüsselbein, wäre der nächste Schritt ein Schulterpanzer."

Gegen Tunesien, den Afrika-Cup-Sieger von 2004, ist Manninger dran. Im Alltag schaut es bei ihm nicht ganz so super aus, er ist bei Siena nur Reservist. "Ich gehe davon aus, dass sich das bald ändert."

Eigenverantwortung

Hickersberger registrierte im Training ein hohes Engagement ("So wie man trainiert, spielt man auch"), gegen die vom Franzosen Roger Lemerre betreuten Tunesier hofft er, "dass wir agieren, nicht nur reagieren. Um die Defensive mache ich mir weniger Sorgen als um die Offensive." Er appellierte an die Eigenverantwortung: "Es ist natürlich leichter, sich gegen englische Superstars in einem vollen Stadion zu motivieren. Man muss das aber immer tun."

Der fiebrige Joachim Standfest wurde heimgeschickt, sonst sind alle fit. Tunesien bevorzugt dass 4-3-3-System, Hickersberger antwortet keck mit zwei Stürmern, Roman Kienast und Sanel Kuljic. Das könnte die Chance auf nette Weihnachten erhöhen. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 20. November 2007)