Sie ist - in all ihren Spielarten - vermutlich die verbreitetste Sexualpraktik der Welt. Und doch wurde der Masturbation jahrhundertelang aus religiösen und später auch aus moralisierend-pseudowissenschaftlichen Gründen ein derart schlechtes Image angehängt, dass noch 1995 die angesehene britische Medizinzeitschrift "Lancet" darauf drängen musste, die Masturbation endlich vorurteilslos zu erörtern, da sie ein Aspekt des menschlichen Sexualverhaltens sei.
Solcherart vorurteilslos geht es am Freitag mit einem arte-Themenabend zur Sache: "Jetzt Onanie!" (wohl des Themas wegen einmal nicht um 20.40 Uhr, sondern erst nach 22.00 beginnend). Den Anfang macht Jean-Paul Fargiers 52-minütige Dokumentation "Aus Liebe zu mir: Die Masturbation". In Form eines Blogs tauschen sich die beiden Jugendlichen Manu und Emma über das Thema sexuelle Selbstbefriedigung aus, zu Wort kommen aber auch Schriftsteller, Philosophen, Künstler und Ärzte. Ein historischer Überblick und Verweise auf das Thema Masturbation in der Kunst machen das Feature komplett.
Teil 2 des Themenabends bestreitet die einstündige Doku
"Klitoris, die schöne Unbekannte"
, die sich ebenfalls in die Abgründe der Geschichte zurück begibt: Die Dokumentation berichtet, wie die Klitoris in der Vergangenheit immer wieder durch gesellschaftliche Konventionen, die Kirche und die Psychoanalyse tabuisiert wurde. Als der Belgier Edouard van Beneden im Jahr 1875 die Mechanismen der Befruchtung entdeckte, wurde die Klitoris zum "überflüssigen Organ" erklärt und gegenüber der Vagina als eigentlichem Geschlechts- und Lustorgan geradezu verteufelt. Baker Brown, Vorsitzender der British Medical Society, verdächtigte die Klitoris gar, Hysterie und Epilepsie zu verursachen: Er predigte die Beschneidung. Womit die Geschichte bis in die Gegenwart hereinreicht, denn Genitalverstümmelung in Form einer Klitoris-Beschneidung wird heute noch in einer Reihe afrikanischer und asiatischer Länder praktiziert.
(red)
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