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Brüssel - "Einzig erfreuliches Detail" am nun veröffentlichten "Fünften Bericht" der EU-Kommission zum Thema Tierversuche ist laut dem Internationalen Bund der Tierversuchsgegner (IBT): Menschenaffen wurden im Jahr 2005 - dem Zeitraum, auf den sich der Bericht bezieht - nicht für Versuche herangezogen. Das ist allerdings bloß ein Halten des Status quo - schon 2002 (dem Erhebungszeitraum des vorangegangenen Vierten Berichts) wurden keine Menschenaffen-Versuche mehr durchgeführt.

Hinter diesem Detail allerdings sieht die Bilanz weniger erfreulich aus: Neuerlich ist die Zahl der Tierversuche in der EU angestiegen - 2005 wurden in den damals 25 EU-Staaten 12,1 Millionen Wirbeltiere für Versuchszwecke herangezogen. Zahlen aus den zehn neuen Mitgliedstaaten sind nun erstmals enthalten, ein Vergleich mit früheren Daten ist für sie noch nicht möglich. In den 15 "alten" EU-Mitgliedstaaten gab es jedoch einen Anstieg gegenüber 2002 um 3,1 Prozent.

Die meistverwendeten Tierarten

Bei den verwendeten Tierarten sind laut IBT die Mäuse mit 53 Prozent der Gesamtzahl die größte Gruppe. Die Ratten folgen mit 2.336.032 Versuchen an zweiter, Fische mit 1.749.178 an dritter Stelle. Die Reihung weiterer Tierkategorien, wie sie in der Statistik angeführt werden, in absteigender Reihenfolge: "Andere Vögel" (649.813), Kaninchen (312.681), Meerschweinchen (257.307), Amphibien (74.620), Schweine (66.305), "andere Nager" (64.474), Rinder (36.271), Hamster (31.535), Schafe (30.021), Hunde (24.119) und Affen (10.451).

IBT-Präsidentin Gerda Matias kritisierte die Entwicklung: Es sei bestürzend, "dass die verantwortlichen Stellen diesen kontinuierlichen Anstieg offenbar einfach hinnehmen und keinen dringenden Handlungsbedarf sehen, obwohl die EU-Tierversuchsrichtlinie unmissverständlich und eindeutig die Reduzierung und den Ersatz von Tierversuchen als Ziel vorgibt."

Österreich schlägt sich recht gut

In Österreich wurden 2005 167.312 Wirbeltiere für Versuche herangezogen (140.554 davon Mäuse und Ratten), Österreich reiht sich damit im Vergleich der EU-Länder an 15. Stelle ein. Die "Spitzenplätze" nehmen Frankreich, Großbritannien und Deutschland ein. Gegenbeispiel Malta: Der Inselstaat hat 2005 als einziges EU-Land überhaupt keine Tierversuche durchgeführt.

Die österreichische Zahl - 65 Prozent weniger als noch 1991 - ist laut EU-Kommission im internationalen Vergleich sehr niedrig, wie die Brüsseler Behörde positiv vermerkte. Die benachbarte Schweiz habe im Vergleich dazu rund 550.000 Tiere für Versuchszwecke verwendet. Grund dafür sei eine besonders restriktive Politik bei der Autorisierung von Tierversuchen, aber auch eine Auszeichnung für alternative Forschungsmethoden. In Österreich sind seit 1999 Tierversuche für Kosmetikzwecke verboten, seit 2006 auch der Einsatz von Primaten.

"Verbesserungsbedarf"

EU-Forschungskommissar Janez Potocnik räumte zuletzt in einer Rede Anfang November ein, dass es noch Verbesserungsbedarf in der EU gibt. Von 30 Alternativen Testmethoden seien bisher nur acht autorisiert worden. Auch gebe es bisher in der EU nur drei Lehrstühle zu alternativen Testmethoden an europäischen Universitäten. Potocnik fordert die Industrie zu stärkerer Zusammenarbeit auf, nicht zuletzt weil ab 2009 Tierversuche für Kosmetik verboten und in anderen Bereichen generell weiter eingeschränkt werden. (APA/red)