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Persönliche und politische Fehden gehören in der italienischen Rechten zum Alltag. Die jüngste Rechtspartei ist gerade einmal zehn Tage alt. Da wurde in Rom die neofaschistische Partei La Destra aus der Taufe gehoben. Gegründet hat sie der ehemalige Gesundheitsminister und frühere Regionalpräsident von Latium, Francesco Storace, der Finis Nationale Allianz als „biedere Bürgerpartei“ einstuft.

Duce-Rufe ...

Bei der Parteigründung ließ sich Silvio Berlusconi mit „Duce, Duce“-Rufen feiern und fand an den neofaschistischen Parolen der Teilnehmer nichts auszusetzen – zum Entsetzen der jüdischen Gemeinden Italiens, deren Vorsitzender Renzo Gattegna sich „enttäuscht und verärgert“ zeigte.

Verärgert war auch Gianfranco Fini, der Berlusconis Besuch bei seinem ehemaligen Intimus Storace ebenso als Affront wertete wie dessen Koalition mit der Duce-Enkelin Alessandra Mussolini. In der Nationalen Allianz herrscht die Überzeugung vor, der Mailänder Cavaliere habe die _ehemalige Alleanza-Nazionale-Diva Daniela Santanchè zum Eintritt in Francesco Storaces neue Partei überredet.

Die heißblütigen Fehden und erbitterten Animositäten zwischen den Spitzenpolitikern des italienischen Mitte-rechts-Bündnisses liegen angesichts der politischen Langlebigkeit italienischer Mandatare häufig lange zurück. Gianfranco Fini und der Christdemokrat Pier Ferdinando Casini etwa absolvieren derzeit ihre siebte Legislaturperiode. Der amtierende Rekordhalter ist der ehemalige christdemokratische Parteichef und Ministerpräsident Ciriaco de Mita, der seit 1963 im römischen Parlament sitzt. De Mita hatte wie viele andere Christdemokraten mehrere Parteiwechsel hinter sich, bevor er schließlich in Francesco Rutellis linkskatholischer Margherita landete.

Das Auseinanderbrechen der einst allmächtigen Democrazia Cristiana Anfang der 1990er-Jahre war von Grabenkämpfen und Intrigen begleitet. Jede der Nachfolgeorganisationen beanspruchte Parteisymbol, Kasse und Büros. Auch in der Lega Nord von Umberto Bossi forderten in_terne Auseinandersetzungen zahlreiche Opfer. Abgeordnete und Senatoren, die von der offiziellen Parteilinie abwichen, wurden serienweise ausgeschlossen, andere traten Konkurrenzparteien bei.

... und neue Parteien

Viele dieser Konflikte werden durch das Fehlen einer Sperrklausel gefördert. Wer in der alten Partei nicht mehr klarkommt, gründet einfach eine neue. Angesichts der problematischen Mehrheitsverhältnisse im Senat verfügen Ein-Mann-Parteien in Italien über einen unverhältnismäßig großen Einfluss. Die knappen Mehrheiten verschaffen ihnen auch großen Verhandlungsspielraum in Wahlbündnissen. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.11.2007)