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Sieht im Euro eine Erfolgsgeschichte und verweist auf 15 Millionen neue Jobs seit dessen Einführung in Europa: der Chef der Oesterreichischen Nationalbank, Klaus Liebscher.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader
Wien - Die seit Wochen anhaltende Unsicherheit auf den internationalen Finanzmärkten und die in rekordverdächtiger Höhe befindlichen Rohölpreise schüren Ängste, dass das globale Wirtschaftswachstum gebremst, der Preisauftrieb aber beschleunigt wird. "Die Finanzkrise verlangt eine konzertierte Aktion", sagte der stellvertretende Direktor des Internationalen Währungsfonds, John Lipsky, am Montag bei einer Tagung der Oesterreichischen Nationalbank.

Lipsky betonte die wichtige Rolle der Euro-Länder, die hinsichtlich Wirtschaftswachstum zusammen genommen 2006 erstmals die USA überflügelt haben. Sie müssten nun auch eine weltpolitische Verantwortung übernehmen.

Die Einführung der europäischen Einheitswährung sei eine Erfolgsgeschichte gewesen und Europa sei auf dem Weg zu noch mehr Wachstum, wenn am Reformkurs festgehalten werde, sagte Lipsky.

OeNB-Gouverneur Klaus Liebscher wies darauf hin, dass seit Beginn des Euro (1999) rund 15 Millionen neue Arbeitsplätze in Europa geschaffen worden sind und mit Ausdehnung der Eurozone auf Zypern und Malta Anfang 2008 die Stabilitätsregion noch größer wird.

Aber auch China müsse eingebunden werden und seinen Beitrag leisten. Dieser Einschätzung folgte auch John Williamson vom Peterson Institute for International Economics, einem in Washington ansässigen unabhängigen Thinktank. "China sagt seit langem, dass es die Binnennachfrage stärken und den Export nicht mehr so massiv forcieren wolle. Aber es passiert nichts", sagte Williamson.

Auch was den Wechselkurs betrifft, habe China ebenso wie Japan, Malaysia oder Singapur Handlungsbedarf. Die Währungen der genannten Länder seien, gemessen an der Wirtschaftskraft und dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, aufzuwerten. Manche Experten schätzen, dass etwa der chinesische Yuan um bis zu 20 Prozent unterbewertet ist. Von Seiten der chinesischen Nationalbank hieß es am Sonntag, man könne sich vorstellen, den Wechselkurskorridor für den Yuan etwas weiter zu spannen als bisher. Zusagen zu einer effektiven Aufwertung, die chinesische Waren im Ausland teurer machen würde, sagte man nichts.

Sowohl Lipsky als auch Williamson stimmten in der Ansicht überein, dass es bei der notwendigen Stabilisierung der Finanzmärkte mehr Chancen als Risiken gibt. Dazu müssten aber alle wichtigen Akteure an einem Strang ziehen. Noch fehle eine geeignete Plattform. Das jährliche Gipfeltreffen der sieben größten Industrienationen (G7) scheide dafür aus, weil China nicht dabei ist. (stro)