Inwiefern kann man heute durch schlechten Geschmack noch irgendjemanden schockieren? Die Kleidung auf "Bad Taste Parties" soll möglichst peinlich sein - wie auch die Musik, zu der man tanzt.

foto: fischer
Wien - "Man könnte meinen, hier versucht man den anderen zu übertrumpfen, indem man peinlich ist, peinlich tanzt und peinlich angezogen ist. Und hier ist es auch in Ordnung, ja es ist sogar willkommen." Lukas (17) besucht öfters das U96, ein - an der Nussdorfer Straße in Wien-Alsergrund gelegenes Lokal, das seit einem Jahr der Veranstaltungsort für "Bad Taste Parties" in Wien ist.

Vorgetäuschte Schwangerschaften, Kostüme, die an die 1980er-Jahre erinnern, Holzfällerhemden: Es ist alles Erdenkliche unter den Gästen zu sehen. Hauptsache ist: auffallen um jeden Preis.

Auf der eher kleinen Tanzfläche wird Limbo mit einer mitgebrachten Stoffschlange getanzt und kräftig zu den Balladen mitgesungen.

Sogar die DJs passen sich dem Dresscode an, mit Bermudas und neonfarbigen Stirnbändern spielen sie längst vergessene Hits, etwa die Backstreet boys oder "Don't go breaking my heart" von Elton John.

Michael Schneider vom Verein "Chilibox", der Veranstalter, aber auch Mithelfer bei dem monatlich stattfindenden "Hörsturz", ist mit dem Ergebnis seiner Veranstaltung zufrieden. "Im Schnitt gibt es momentan alle zwei Monate "Bad Taste Parties", allerdings bemühe ich mich, sie regelmäßiger stattfinden zu lassen, da sie guten Anklang beim Publikum gefunden haben."

Trash als Programm Öfters habe Schneider bei Festen gemerkt, dass "hin und wieder Trashiges einfließt", doch eine eigene Veranstaltung, die sich speziell auf diese Sparte fokussierte, fehlte. Er nahm sich also dem, zunächst nur "Spaßprojekt" an und organisierte 2004 seine erste "Bad Taste Party". 2006 wechselte er die Location. Ohne viel Werbung - fast ausschließlich durch Internet und Mundpropaganda - kommen rund 500 Besucher zu jeder Veranstaltung seither.

Die "trashige" Musik, auf die viel Wert gelegt wird, kommt bei allen Besuchern gut an. Auch die 18-jährige Schülerin Nadine, die über Freunde von der "Bad Taste Party" erfuhr und sie seitdem auch regelmäßig besucht, gefällt die Location, auch wenn sie findet, dass "man den Raum mehr hätte ausgestalten können".

Die hauptsächlich 18- bis 25-Jährigen lassen bei der Wahl ihrer Verkleidungen der Kreativität den freien Lauf. Schneider behauptet sogar, Spongebob oder Borat wären als Verkleidungen beliebt. Im Dezember 2007 findet das vierjährige Jubiläum der "Bad Taste Party" statt; Schneider plant dazu einen Gastauftritt - "jemand, der zu dieser Szene gut passt".

Hanni (24) studiert Konservierung und Restaurierung, und sie ist das erste Mal dabei. Sie fragt sich, "inwiefern man noch schockieren kann. Immerhin vermischen sich die Grenzen zwischen ,bad taste' und dem einfachen Kleidungsstil." (Isabel Syrek, Der Standard, Printausgabe 20.11.2007)