Wien - Das belgische Dienstleistungsunternehmen Kiala, ein europaweit tätiger Betreiber von Abholnetzwerken für Pakete, will nach einer Testphase nun in Österreich verstärkt zum Zug kommen. Derzeit kann man das Service an 300 sogenannten "Kiala Points" im Inland in Anspruch nehmen, bis Frühjahr 2008 sollen weitere 100 dazukommen, erklärte der für die Alpenrepublik zuständige Manager Michael Zakoucz heute, Dienstag, bei einem Pressegespräch in Wien.

Das Angebot, das vom Unternehmen als ideale Ergänzung zur Heimzustellung angesehen wird, fußt im Wesentlichen auf einer Technologieplattform, die alle Prozesse automatisiert und via eines Terminals steuert. Insgesamt seien dafür 18 Mio. Euro investiert worden, dazu kommen pro Jahr zwei Mio. Euro für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Systems.

Punktgenaue Verfolgbarkeit

Bei einem "Kiala Point", das kann eine Trafik, ein Greißler oder eine Tankstelle sein, können Kunden den Angaben zufolge Pakete abholen und auch aufgeben. Den wesentlichen Vorteil sieht Zakoucz in der punktgenauen Verfolgbarkeit der Ware, was bisher nur im B2B-Bereich Usus gewesen sei. Liegt das Versandstück dann zur Abholung bereit, wird der Besteller per SMS, E-Mail oder Festnetz (Sprachnachricht) informiert. Kiala orientiere sich an der Vorgabe, dass 70 Prozent der Bevölkerung maximal fünf Kilometer weit von einem Abholpunkt entfernt wohnen, Ziel nach dem Ausbau seien 85 Prozent.

Momentan verfüge man mit den Versandhändlern "La Redoute" und "Klingel" über zwei bedeutende Kunden in Österreich. "Für uns war die Technik ausschlaggebend", begründete Josef Kristandl, IT- und Logistikmanager bei La Redoute, die Wahl von Kiala. Derzeit würden zwei Prozent der Bestellungen über das Abholnetzwerk abgewickelt, 2008 sollen es bereits acht Prozent sein, so Kristandl.

Reduzierter Aufwand für Piont-Betreiber

"Wir wollen 2008 zwischen 13 und 15 Prozent Marktanteil erreichen", gab Country Manager Zakoucz die Richtung vor. Anreize für einen "Kiala Point"-Betreiber würden vor allem höhere Kundenfrequenzen und der damit verbundene Mehrwert sein. Im Vergleich zur Konkurrenz (Hermes) könne ein Betreiber dank des Terminals alle Vorgänge elektronisch abwickeln, daraus resultiere ein um 80 Prozent reduzierter Aufwand.

Kiala wurde im Jahr 2000 in Brüssel gegründet und bot seinen Service zunächst in Belgien und Luxemburg an. 2001 folgten die Niederlande und Frankreich, seit 2006 gibt es ein Testgebiet in Großbritannien, derzeit hat man Russland, Spanien und Deutschland im Fokus.

Mit 91 Mitarbeitern und rund 100 Beschäftigten bei Subunternehmen hat Kiala 2006 einen Umsatz von 25 Mio. Euro erzielt. Bedeutende Aktionäre sind unter anderem Logispring (TNT Post) und Xange (La Poste). In Österreich arbeitet das Unternehmen in den Bereichen Transport und Sortierung mit dem PGV (Pressegroßvertrieb) Salzburg zusammen. Manche der 10.000 bis 11.000 PGV-Lieferstopps würden dabei auch als "Kiala Point" dienen.

Post erwartet keine herben Einbußen

Die Österreichische Post AG erwartet nach den herben Einbußen im Paket-Geschäft keine weiteren groben Einbußen durch den zusätzlichen Konkurrenten Kiala. Der belgische Paketdienst hat mit Versandhändlern "La Redoute" und "Klingel" zwar prominente Kunden gewonnen. Die Post geht aber davon aus, dass die beiden Versandhändler nicht alle Pakete abziehen werden, weil Kiala nur ein Abholservice anbieten wird.

Von 47 Millionen Paketen seien 2006 auf Wunsch der Kunden nur 100.000 zur Abholung im Postamt hinterlegt worden. "Das ist ein System, das wir seit Jahren anbieten, dessen Akzeptanz aber im Abnehmen ist. Für uns ist das nicht die Zukunft", sagte Post-Sprecher Michael Homola am Dienstag auf APA-Anfrage. Die Post wolle, wie angekündigt, eher die Zustellung verbessern - etwa durch wiederholte Zustellversuche und Abendzustellung. (APA)